In der Reihe Must Art´s berichte ich über Kunstausstellungen von Mannheim bis nach Baden- Baden. Ich möchte meine Eindrücke teilen, Aufmerksamkeit für Kunst generieren und damit auf die vielfältige Kulturlandschaft in der Pfalz aufmerksam machen.
Nach drei Jahren Bauphase eröffnete die Kunsthalle Mannheim, kurz. KUMA, im vergangenen Juli ihre Pforten. Am Zahn der Zeit soll es sein, das neue Kunstzentrum in Mannheim. Die Uhren stehen hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht still. Das Bild der altwürdigen, angestaubten, vergangenheitbewahrenden Institution des Museums wird hier aufgebrochen. Verschiedene Ansatzpunkte werden hier mit neuen Brecheisen bearbeite, um die alte Kruste zu entfernen, um sich dem jungen Publikum anzunähern und ins digitale Zeitalter aufzubrechen. Das ausgerufene Motto Museum in Bewegung spiegelt diesen Wunsch nach außen aus und setzte in sich öffentlich als Ziel. An dieser Frage wird es sich in Zukunft messen müssen. Aus der Taufe wurde das Projekt aus einer einzigartigen privaten Zusammenspiel einzelner Partner in einer privaten Stiftung. Sie schaffte es den Neubau der Kunsthalle zu realisieren.
Blendend weiße Wände geschmückt durch hohe Wände, undurchsichtige Raum- und Brückenstrukturen und einem freien, lichtdurchfluteten Luftraum begrüßen die Besucher der Atriumshalle, dem ersten Raum des Museums, in dem aber auch schon alle weiteren Räume des Neugebäudes enthalten und sichtbar sind. Der sogenannte Marktplatz, Dreh und Angelpunkt. Ein Ort der kurzen und flüchtigen Kunstbegegnung. Hier werden Tickets gekauft, eine digitale Litfaßsäule informiert über die neusten Ausstellungen, eine Tribüne lädt zum Verweilen ein und ein digitales Brett, die Collection Wall, lässt die Besucher jedes einzelne Gemälde der Halle aufrufen, näher betrachten und sich auch den Weg zu jedem Kunstwerk leiten. Entschwindet der Blick aus dem Getümmel des Marktplatzes in die Höhe der Halle sieht man zunächst unzählige Stege, Treppen und Brücken, die die einzelne Kunst-Quadrate im Hallenraum mit einander verbinden. Diese Quadrate sind die Ausstellungsräume des Neubaus. Diese Unordnung der Räume, die es zu erkunden gilt und deren Zugangsmöglichkeiten fordert heraus. Wohin führt dieser Steg? Wohin bring mich die nächsten Treppen? Vermeidet man den Blick auf den Lageplan des Gebäudes steht einem hier eine wilde und spannende Erkundungsreise bevor. Ein Hauch Erkundungsfreude der ans Wilhelm-Hack-Museum erinnert, weht zwischen den Stegen hervor. Inmitten dieses ordnendem Chaos schwingt eine Uhr, welche an einem Seil befestigt ist, mithilfe eine Gegengewichts im Kreis. Die Zeit und damit das Museum in Bewegung hier wird das Motto physisch erfahrbar., Diese Schleudertraum für die Uhr macht die Zeit für diese nicht mehr erfassbar und fluid. Man kann sich also alle Zeit der Welt nehmen. Die Zeit ist auf dem pendelten Ziffernblatt eben auch schwer zu erkennen.
Neben der Box, ein Ort wechselnder Illustrationskunst und Präsentation dieser befinde, gibt es einige lose Ausstellungsräume auf der Ebene des Atriums zu finden. Ersteigt man die erste Treppe kommt man zu den sogenannten Kuben und Quadraten, welche jeweils ein in sich geschlossene Ausstellung darstellt. Der Gang durch diese verschiedene Kunstwelten von wilder, enthemmter Illustrationskunst, welche ausufernden und schreiend den ganzen Raum in Anspruch nimmt und einen in den Assoziationsfluss von Kunstbestandteile und Verständnis schmeißt, über die meisterhafte Installation einer raumfüllenden, doppelseitigen doch fragil wirkenden Tribüne vor dem Werk Der Tod des Maximilians von Monet, welche auf der einen Seite das Gemälde verdeckt und die Menschen vordergründig den Zugang verwehrt, aber auf der anderen Seite durch seine Tribünencharakter vielen Menschen die Möglichkeit gibt das Gemälde gemeinsam zu betrachten, bis zur wiederkehrende Stille und Wärme fürs Augen durch den freien, weißen Zwischenräume bei der Gemälden der modernen Meister von Ernst bis zu Monet.
Die Kunsthalle will Mitten ins Treiben der Gesellschaft. Digitale Ausrüstung, eine große Anzahl von Seminaren von Schulklassen bis zu Rentnern und der offene Architektur des Marktplatz zeigt von diesem Willen. Mehr eine Kunsttaverne im Herzen der Stadt als abgeriegeltes Elfenbeinmuseum der hohen Kunst.
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