Einblicke in eine Fachklinik für Psychotherapie, Psychosomatik und Psychiatrie

Foto von Christina @ wocintechchat.com auf Unsplash
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TW: In diesem Text werden verschiedene psychische Erkrankungen, ihre Symptome (auch selbst gefährdendes Verhalten) und vor allem ihre potentielle Behandlung angesprochen.

Ich habe als Psychologie-Studentin in einer Fachklinik (für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik) ein Praktikum machen dürfen. Ich dachte, dass diese Einblicke auch für Andere ganz interessant sein könnten.

Was wird in einer Klinik angeboten?

Natürlich haben verschiedene Einrichtungen unterschiedliche Schwerpunkte, aber in der Regel gibt es bestimmte Angebote, die in den meisten Klinik anzufinden sind:

– die Möglichkeit für einen gewissen Zeitraum in der Klinik zu übernachten (mit Einzel- oder Doppelzimmern)

– Verpflegung

– Einzeltherapie bei einem (Bezugs-)Therapeuten

– gruppentherapeutische Angebote

– spezifische Angebote wie Sporttherapie, Kunst- und Ergotherapie, Musiktherapie etc.

– (diagnostische) Testungen, Testungen zur Arbeits(un-)fähigkeit

– wenn nötig (freiwillig!) Medikamente gegen depressive Symptome zum Beispiel für einen besseren Schlaf, zum Runterkommen etc.

Für dieses Angebot braucht es natürlich auch passende Therapeuten, aber auch Ärzte, Pfleger, Köche und viele andere Mitarbeiter.

Aber eine Klinik wäre nichts ohne ihre Patienten:

Aus welchen Gründen kommen Leute in eine Klinik? Wichtig ist hier zu erwähnen, dass man keine vorherige Therapie braucht, um einen Klinik-Aufenthalt genehmigt zu bekommen, oft waren die Leute im Vorfeld aber in therapeutischer Behandlung. Die Klinik bekommt dann wichtige Informationen und Diagnosen im Vorfeld mitgeteilt. Auch der Hausarzt kann neben Psychiater und behandelnder Psychotherapeut eine Überweisung ausschreiben.

Generell muss man unterscheiden zwischen einer Akut-Klinik, einer psychosomatischen Reha ect. :

Akutklinik: In akuten seelischen Notfällen wie z.B. totaler Überforderung, Selbst- oder Fremdgefährdung. Die berühmt-berüchtigte Liege mit Fesseln (Fixierung genannt) wird jedoch nur im äußersten Notfall verwendet. Freiwillige Selbst-Einweisungen und Zwangs-Einweisungen durch Andere sind möglich.

psychosomatische Klinik: Hier werden Patienten untergebracht, die wie der Name schon sagt auch unter psychosomatischen Beschwerden leiden. Oft haben sie schon länger anhaltende Probleme, wie…

– Depressionen (oft wiederkehrend oder chronisch) (und auch „Burn-Out“*)

– (soziale) Ängste

– Traumafolgestörungen wie PTBS

– Schizophrenie

– Zwangsstörungen

– Essstörungen

– uvm.

Hier geht es oft um Patienten, bei denen sich die Erkrankung schon chronifiziert hat oder die aufgrund ihrer Beschwerden arbeitsunfähig sind. Leichte Formen von psychischen Erkrankungen können meistens gut ambulant behandelt werden.

Und obwohl die Betroffenen mit so unterschiedlichen Störungsbildern eintreffen, finden sie in Gruppentherapien gemeinsame Themen: Grenzen-setzen, die

eigenen Bedürfnisse äußern, Konflikt-Gespräche führen, das Gefühl sich ausgeschlossen zu werden, Perfektionismus und Leistungsstreben…

Oft geht es in den Gruppen um solche allgemeinen Themen, die von einem Gruppenmitglied vorgeschlagen werden oder sogar in Rollenspielen mit Übungen umgesetzt werden. Die Gruppe gilt als geschützter Raum, in denen die Patienten sich öffnen und ausprobieren können, erst mal ohne Erwartungen der Welt „da draußen“. Natürlich wird niemand gezwungen, die eigenen Themen anzusprechen.

Wie ist eine Woche in der Klinik beispielhaft aufgebaut?

– viele Gruppenangebote (Gruppentherapie, Sporttherapie, Ergotherapie, Nordic Walking) oft zur selben Zeit jede Woche

– 1x oder 2x Einzeltherapie (gesetzlich vs. privat Versicherte)

– wöchentliche Treffen mit der Gruppe mit allen Therapeuten und Mitgliedern der Gruppe um einen Überblick zu bekommen und Medikamente zu besprechen

– Frühstück, Mittagessen, Abendessen

– Entspannungsverfahren

– spezielle Angebote für Patienten mit beruflichen Problemen

– Freizeit (oft erst abends und am Wochenende mit der Möglichkeit, schwimmen zu gehen, sich weiter künstlerisch auszutoben, aber natürlich auch um Wäsche zu waschen oder sich einfach nur auszuruhen

– Testungen: neben einer Anfangs- und Endtestung auch Tests zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit wenn es z.B. um eine Erwerbsminderungs-Rente geht.

– evtl. ärztliche Abklärungen

Wie man sieht ist ein Tag gut gefüllt: Durch das ständige Zusammensein entstehen schnell enge Bindungen zwischen den Patienten; der Abschied wird meistens groß zelebriert und neue Gruppenmitglieder herzlich aufgenommen. Die Gruppenmitglieder bemerken, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen sind. Durch den Aufenthalt in der Klinik haben sie weniger Verpflichtungen und kommen aus ihrem gewohnten Umfeld heraus. Sie können sich mal nur mit sich selber beschäftigen.

*“Burn-Out“ ist erst ab dem ICD-11 eine offizielle Diagnose

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