Campus Grün stellt sich vor

Vom 04.12.2018 bis zum 06.12.2018 wird durch die Studierenden der Universität Landau das neue Studierendenparlament (StuPa) gewählt. Aus diesem Grund haben wir – pflichtschuldig wie wir sind – alle antretenden Listen befragt. Wir wollten erfahren, was sie in der nächsten Legislatur so vorhaben, was sie bereits geleistet haben und wie ihr Konzept der Universität von morgen aussieht. Die jeweiligen Portraits der Listen beginnen mit einer Selbstdarstellung, darauf folgen ihre Antworten auf die drängenden Sachfragen, und schließlich ein Fazit.
Bis auf unser Fazit sind alle Listen selbst für die Inhalte verantwortlich.

Unsere kleine, aber feine Reihe beginnt mit Campus Grün. Campus Grün ist die am längsten existierende Liste an unserer Universität. Wir gehen gleich in die Vollen und durchleuchten die Parteifreunde des progressiv-bürgerlichen Spektrums mit ihrem Fokus auf die ökologischen Fragen der Studierendenschaft.

Wer seid ihr?

Die Hochschulgruppe Campus Grün Landau hat sich Ende des Jahres 2011 gegründet und wächst seitdem stetig. Momentan bestehen wir aus circa 40 engagierten Studierenden, die sich regelmäßig treffen, um all das zu besprechen, was das Studileben an unserer Uni erleichtert und attraktiver gestaltet. Seit sechs Jahren treten wir auch als Liste bei den StuPa-Wahlen an, um unsere grünen Grundsätze in die Hochschulpolitik zu tragen. Wir stehen unter anderem für die Gleichberechtigung aller Geschlechter, die Erkenntnis der Demokratie als beste Gesellschaftsform, die Bewahrung und Schutz von Natur und Umwelt und die tiefe Überzeugung, dass alle Menschen gleich an Rechten geboren werden. Neben unserem hochschulpolitischen Engagement, organisieren wir als Hochschulgruppe regelmäßig vielfältige Aktionen und Veranstaltungen rund um Nachhaltigkeit sowie politisches und gesellschaftliches Geschehen.

Was wollt ihr?

Wir wollen die Anwesenheitspflicht abschaffen und die Abmeldefristen bei Klausuren auf zwei Tage reduzieren.

In Landau braucht es gut ausgebaute, freie Rad(schnell)wege, ausreichend Stellplätze für Fahrräder an allen Außenstellen und ein Parkleitsystem an der Uni, um unnötige Autofahrten zu reduzieren.

Unsere Uni kann klimaneutral sein! Das Essen der Cafeteria soll abends ‚gefoodshared‘ werden, mehr Blühstreifen angelegt und endlich Mülltrennung betrieben werden.

Das Mensaessen soll vielfältiger werden, hierzu fordern wir vegane Optionen auch außerhalb der Salatbar.

Wir möchten mehr Gelder für feministische Projekte freischalten und diese Sichtweise verstärkt ins StuPa tragen.

Wir wollen in der Stadtpolitik laut werden, um studentische Belange und Interessen auch außerhalb des Campus durchzusetzen.  

Kommt gerne während der Wahl an unseren Wahlstand, um euch bei uns über unser gesamtes Wahlprogramm zu informieren und mit uns in Gespräch zu kommen!

Erreichte Ziele der letzten Legislatur – Selbstzuschreibung der Liste

  • keine ToGo-Becher mehr am Campus!
  • Stärkung Radverkehr durch Positionspapier Mobilität
  • Frauen fördernde Strukturen geschaffen (Frauen*versammlung, offene quotierte Redeliste im Stupa,etc.)
  • LGBTQ-Versammlung im StuPa
  • Unisextoilette
  • Second-Page Projekt gegen Papierverschwendung
  • Erste Schritte in Richtung Klimaneutralität der Uni eingeleitet

Schwerpunktfragen zur aktuellen Wahl

Der knappe Wohnraum in Landau ist für die Landauer Student*innen ein großes Problem. Mehr Student*innen jedes Jahr treffen auf weniger und immer teureren Wohnraum. Wo seht ihr hier geeignete Lösungsansätze?Wie wollt ihr diese Situation verbessern?

Wir befürworten das Schaffen einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. So kann die Stadt für deutlich mehr Wohnraum sorgen. Eine solche Gesellschaft trägt sich nach einer gewissen Zeit finanziell selbst und die Steuerzahlenden müssten nicht drauflegen. Der Stadtrat muss den Anstoß geben, den aktuellen Bestand von 250 stadteigenen Wohnungen zu vergrößern. Wir wollen den städtischen Vertreter*innen Druck machen, diesen Ansatz zu verfolgen. Außerdem wollen wir vor Allem während der Zeit der Planung des neuen Studierendenwohnheims, dass die studentischen Vertreter*innen sich dafür einsetzen, dass der Platz möglichst effektiv genutzt wird. Wir plädieren daher dafür den Fokus auf WGs zu legen und nicht auf Einzelappartments.

Die Einen sehen es als unfaire Belastung, die Anderen sehen es als Stückchen Freiheit. Das Semesterticket. Ein spaltendes Thema in der Studierendenschaft. Wie ist euer Standpunkt zum Thema Semesterticket?

 Wir befürworten die Solidarlösung ganz klar! Gerade Studierende, die keine oder nur geringe Unterstützung erhalten, sind auf günstige Mobilität angewiesen. Wir machen uns weiterhin für gute und bezahlbare Mobilität stark, üben Druck auf Mainz aus, um das landesweite Semesterticket durchzusetzen. Gleichzeitig wollen wir, dass die Stadt und der lokale Verkehrsbund prüfen, ob man die Unibuslinie 537 mit der StudiCard kostenlos benutzbar machen kann.

Die Raumstruktur der Universität Landau platzt aus allen Nähten. Händeringend wird Platz für die Lehrveranstaltungen gesucht. Es vermehrt zu Auslagerung in unifremde Räumlichkeiten. Wohin mit den Lehrveranstaltungen? Wo gibt es dauerhafte und gute Lösungen?

 Wir werden sehr genau die Planung des Campus Süd verfolgen und darauf bestehen, dass dort nicht nur genügend Platz für Lehrveranstaltungen geschaffen wird, sondern auch studentische Arbeitsplätze und Aufenthaltsräume, um ein gutes Selbststudium zu ermöglichen. Auch für die Fachschaften soll Stauraum geschaffen werden. Eine Auslagerung in die ErLebt-Gemeinde lehnen wir ab, denn wertneutrale Räume sind zu bevorzugen.

Es kommen immer mehr Studierende auf immer weniger Professoren und Dozenten. Es werden also immer weniger Langzeitverträge an der Universität vergeben. Auch die Studierenden trifft diese Schieflage direkt, da damit weniger und nur noch kürzere Hiwi-Verträge abgeschlossen werden. Wie wollt ihr mit der prekären Situation des Mittelbaus umgehen? Was gibt es für Konzepte und Ansätze, um dieser Problematik entgegen zu wirken?

Das wird sich sehr schwierig gestalten, alleine schon, da im Landeshaushalt die Mittel für die Universität Koblenz-Landau immer weiter sinken. Im Jahr 2020 wird die Uni nur noch 57 Mio€ statt 63 Mio€ wie 2018 vom Land bekommen, was definitiv für Einschnitte sorgen wird. Da liegt es ganz klar an der Uni, diese Einschnitte nicht an die Schwächsten weiterzugeben, sondern den HiWis auch weiterhin Verträge mit angemessener Laufzeit zu unterbreiten! Aus Sicht der baldigen Stuparier*innen gilt es klar Stellung zu beziehen und dafür zu sorgen, dass die Stimme der Studierendenschaft Gehör findet

Fazit der Redaktion:

Die Liste verortet sich klar bei ökologischen Sachfragen. Es gibt zwar keine To-Go Becher mehr, sondern mittlerweile ein Recup-System. Was allerdings Campus Grün genau damit zu tun hat, ist ein wenig intransparent. Das Studierendenwerk Vorderpfalz bezieht sich in einer Pressemitteilung einzig und alleine auf eine Kundenbefragung, nicht auf Campus Grün. Auch gab das Studiwerk in seiner Internetpräsenz an, selbst ökologisch nachhaltiger werden zu wollen, weswegen das System umgestellt wurde.
Ein Positionspapier ist eine schöne Sache, ändert ohne zielgerichtete Lobbyarbeit allerdings wenig und ist eher als Lippenbekenntnis zu betrachten. Sollte sich ein Studi melden, der durch die Veröffentlichung des Positionspapieres besser Fahrrad fahren konnte – wir haben interesse an einem Interview!
Wieso hier nicht auf die Verbindungen in die Stadtpolitik Bezug genommen wird, ist ebenfalls nicht wirklich ersichtlich. Es soll lauter werden in der Stadt. Coole Sache, warum nicht erwähnt wird, dass einige Listenmitglieder ebenfalls für den Stadtrat kandidieren (Liste Bünids 90/die Grünen) wird nicht ersichtlich. Hier könnte direkt der Bezug in die Stadtpolitik geschaffen werden.
Stadt und Wohnen.
Die Stadt hat eine Vorläuferorganisation einer Wohnbaugesellschaft. Das Gebäudemanagement der Stadt Landau (GML) will bereits im Frühjahr 2019 mit dem Bau neuer Wohnungen beginnen. Die Stadt selbst schreibt, dass sie bereits an der Gründung einer solchen Gesellschaft arbeitet – womit die Schaffung einer solchen Gesellschaft auf eine Initiative aus der Stadtpolitik zurück geht. So schreibt es die Stadt zumindest selbst in einer Pressemitteilung. Diese ist für alle öffentlich einsehbar, da sie Teil des Stadtmarketings ist. Wie der Druck aus der Studierendenschaft seitens von Campus Grün aussehen wird, bleibt leider offen – obwohl Verbindungen von Campus Grün in die Stadtpolitik bekannt sind, über die konkrete Angebote mit der Studierendenschaft ausgehandelt werden könnten. Doch auch darüber schweigt Campus Grün sich aus.

Bei der Beantwortung bei Gleichstellungsfragen bleibt Campus Grün sich treu. Genaue Erläuterungen, wie die Partizipationsmöglichkeiten für Frauen* und Menschen der LGBTQI*-Community direkt aussehen sollen, bzw. ob die geschaffenen Möglichkeiten tatsächlich für mehr Partizipation gesorgt haben, bleiben leider aus.
Auch die Nennung der favorisierten Solidarlösung(en) bleibt leider offen. Ein komplett solidarisches Semesterticket über einen Sockelbetrag? Oder besser eine Teilsubventionierung mit Eigenzuzahlung? Möchte auch das Land ein wenig Geld zuschießen, oder nicht? Wie der nötige Druck auf Mainz ausgeübt werden soll, bleibt hier ebenfalls ergebnisoffen. Der AStA der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hat bereits mehrfach öffentlichkeitswirksam dargestellt hat, kein von den Landes-Asten-Konferenz angestrebtes Semesterticket zu befürworten. Es ist also nicht ganz klar, auf wen Campus Grün in Mainz Druck aufbauen will: Den AStA der JGU, oder die Landesregierung.

Die Bestrebungen nach einer inklusiven Nutzung der Buslinie 537 mit der StudiCard klingt vielversprechend. Obwohl viele Kontrolleure bei Studis bereits ein, zwei Augen zudrücken, ist eine offizielle Erlaubnis für Studierende sicher sinnvoll – je nachdem natürlich, wie viele Studierende diese Buslinie tatsächlich nutzen.
Die Herangehensweise an die Raumprobleme der Uni wirkt irritierend. Es soll ein Campus Süd gebaut werden, für den allerdings in den kommenden Haushalten der Universität kein Geld da wäre. Der LBB, welcher für die universitäre Bebauung zuständig ist, wird vermutlich auch keinen Geldsegen bekommen. Der Campus Süd ist damit eher Verhandlungsmasse der Universität, um sich für die Stadt attraktiv zu gestalten. Darauf weisen die von der Stadt eingeräumten Vorkaufsrechte hin. Ob und wann ein vollwertiger Südcampus gebaut wird, steht also noch in den Sternen. Die Hochschulleitung jedenfalls lässt nach den Protokollen des AStA verlauten, dass momentan nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht wird. Eine Uni muss wertneutral sein, das ist klar. Visionen einer Raumpolitik stellen allerdings mehr dar, als ein ‚vielleicht‘ – die momentan verfügbaren raren Alternativen, unsere Raumnot zu bekämpfen machen ideologische Positionen und darauf basiernde Antipathien mit Räumlichkieten allerdings kontraproduktiv. Und auch hier bestehen die erforderten Strukturen bereits. Ähnlich dem Statement zur Wohnsituation liefert Campus Grün keine konkreten Handlungsansätze und -möglichkeiten. Der Mittelbau und dessen prekäre Situation wird auch eher mit einem Lippenbekenntnis beantwortet – Positionierungen zahlen leider keine Miete. Wir sind gespannt, wie Campus Grün im Wahlkampf die hier angespielten Bälle noch verwandelt; und ob die Liste doch noch etwas konkreter werden will in ihren Forderungen wie (nicht) artikulierten Umsetzungen.

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