Vom 04.12.2018 bis zum 06.12.2018 wird durch die Studierenden der Universität Landau das neue Studierendenparlament (StuPa) gewählt. Aus diesem Grund haben wir – pflichtschuldig wie wir sind – alle antretenden Listen befragt. Wir wollten erfahren, was sie in der nächsten Legislatur so vorhaben, was sie bereits geleistet haben und wie ihr Konzept der Universität von morgen aussieht. Die jeweiligen Portraits der Listen beginnen mit einer Selbstdarstellung, darauf folgen ihre Antworten auf die drängenden Sachfragen, und schließlich ein Fazit.
Bis auf unser Fazit sind alle Listen selbst für die Inhalte verantwortlich.
Die dritte Liste für die diesjährige StuPa-Wahl ist Kuntergrün. Hier finden sich vor allem ehemalige Mitglieder der Antihelden* und Mitglieder des Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA). Hier ist die meiste praktische Erfahrung gesammelt, was Hochschulpolitik angeht. Die Liste ist die einzige der drei Listen, die keinen Parteipolitischen Background hat.
Wer seid ihr?
„Kuntergrün – nachhaltig, fair, sozial“ eine neue Liste oder wie Insider munkeln die „Antihelden* 2.0
– reflektierter, selbstkritischer, weiterentwickelter“ bestehend aus Menschen, die
a) die Hochschulpolitik gerade für sich entdecken und frischesten Wind mit frischesten Ideen mitbringen
b) schon Erfahrungen im Studierendenparlament haben und diese nutzen wollen, um Ideen und Arbeitsweisen sinnvoll einzubringen und zu verändern
c) das letzte Jahr Teil des Allgemeinen Studierendenausschusses waren und den ganzen gewonnen Input und verinnerlichte Erkenntnis im nächsten Jahr umsetzen wollen.
Was wollt ihr?
Ich habe heute leider kein Seminar für dich
Wieder kein Platz im Seminar bekommen? Der Seminarraum platzt aus allen Nähten? Regelstudienzeit klingt wie ein Phantasiewort? Leider gibt es für diese Probleme, die unseren Campus seit Jahren begleiten, keine einfache Lösung.
Ein wenig Entspannung kann eine Neuorientierung des Hochschulpaktes schaffen, der aber eigentlich nur eine Art „Bonus“ zur Finanzierung von Hochschulen sein sollte. Das ist in Rheinland-Pfalz längst keine Realität mehr. Unsere Universität ist abhängig vom Hochschulpakt und ist dadurch in ihre prekäre Lage geraten. Wir fordern also eine solide Ausfinanzierung aller Hochschulen in Rheinland-Pfalz und müssen dieser Forderung endlich gemeinsam Ausdruck verleihen.
Weil diese Lösungen viel Ausdauer und Zeit beanspruchen, brauchen wir auch inneruniversitäre Änderungsansätze. Alternative Lehrformen und E-Learning könnten die Raumproblematik entlasten, das frühzeitigere Kommunizieren von Engpässen ermöglicht der Hochschulleitung flexibleres Reagieren und die Kapazitätsberechnung muss sich endlich an realen Regelstudienzeiten orientieren.
Her mit dem schönen Studium
Strikter Studienverlauf, Anwesenheitspflicht, kaum Wahlmöglichkeiten. Das Studium am Campus Landau ähnelt in vielen Punkten den Verhältnissen in einer Schule. Wir fordern eine Neudefinition von Studium und Lehre. Darunter fällt der Freiraum für individuelle Interessen und Fähigkeiten statt starrem Pflichtprogramm, beispielsweise in Form eines „Studiums Generale“, das Schaffen von nachhaltigem Fachwissen durch mehr Freiraum für Kreativität, flexible Lehr- und Lernformen und weniger Reproduktion.
Die Anwesenheitspflicht in allen Seminaren ist längst nicht mehr zeitgemäß. Viele Student*innen müssen für die Finanzierung des Studiums nebenher arbeiten oder sie leisten Care-Arbeit für Kinder, Pflegebedürftige oder Freund*innen. Es muss den Student*innen frei stehen wie sie sich ihr Wissen aneignen. Wir fordern deswegen die Abschaffung der Anwesenheitspflicht in Seminaren. Eine Sonderregelung muss für Lehrformen wie Praktika, Laborstunden und Exkursionen gelten. Daher fordern wir dort eine Anpassung der Fehltermine an reale Lebensverhältnisse von Student*innen.
Die Regelstudienzeit muss unter Berücksichtigung der Anforderungen im jeweiligen Studiengang angepasst werden. Auch BAföG-Empfänger*innen sollten mal eine Klausur ohne Angst um Weiterförderung nicht bestehen können.
Your Studies – your choice!
Unsere Mitbestimmung sieht anders aus!
Uns ist es wichtig allen Mitbestimmung zu ermöglichen und transparent zu arbeiten. Deswegen möchten wir unsere zukünftigen Listentreffen für alle Student*innen öffnen und so aktuelle Anliegen und Probleme in unsere Arbeit im Studierendenparlament tragen. So wollen wir den vielfältigen Stimmen der Student*innen in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung Ausdruck verleihen. In fast allen universitären Gremien sitzen studentische Vertreter*innen. Meistens ein*e bis zwei bis maximal vier in größeren Gremien. Damit sind die studentischen Vertreter*innen immer in enormer Unterzahl und das, obwohl diese Vertreter*innen die größte Interessensgruppe am Campus Landau vertreten, denn sie vertreten 8000 Student*innen. Hinzu kommt, dass die Meinungen und Ideen dieser Vertreter*innen oft ignoriert, belächelt oder nicht ernst genommen werden. Wir werden das nicht weiter hinnehmen und fordern ernsthafte Mitbestimmung und einen respektvollen Umgang miteinander, denn wir sind davon überzeugt, dass wir als Universität nur funktionieren können, wenn alle Interessen berücksichtigt werden, damit die Zufriedenheit in allen Interessensgruppen steigt.
Freiräume erkämpfen
Studentischer Aufenthaltsraum mal wieder besetzt? Kein schönes Plätzchen in der Sonne mehr da? Den Fachschaftsraum mal wieder mit drei anderen Fachschaften teilen? Der Campus ist für viele ein wichtiger Aufenthaltsort und Ort kulturellen, ökologischen und sozialen Lebens. Es sollte also dementsprechend genügend Platz für freie Entfaltung, entspanntes Arbeiten und studentisches Engagement geben. Da diese Forderung teilweise mit der ohnehin angespannten Raumsituation kollidiert, würden wir uns gerne nach Alternativen umschauen und alternative Konzepte wie den Westring 2 als studentisches Haus mit Platz für Fachschaften, Gremien und Aufenthaltsräume für Student*innen unweit vom Campus fokussieren.
Am Campus selbst wollen wir uns dafür einsetzen, dass die vorhandenen Freiflächen gestaltet und genutzt werden können, um diese euren Bedürfnissen anzupassen. Wir wollen beispielsweise dafür kämpfen, dass unser Campus essbar wird, also z.B. Obstbäume statt Zierbäume gepflanzt werden, Sitzflächen kommunikativer angeordnet und teilweise überdacht werden oder eine feste Bühne auf der Künstlerwiese installiert wird, die jederzeit für alle nutzbar ist.
Dein Glaube? Deine Liebe? Deine Sache! – Be aware.
Leider muss man immer wieder feststellen, dass unser Campus kein diskriminierungsfreier Raum ist. Diskriminierungsmuster und -formen sind sehr komplex und auch wenn wir uns einen Campus als Schutzraum vor Diskriminierung wünschen würden, ist uns bewusst, dass es bis dahin ein langer Weg ist. Und trotzdem können wir einiges tun. Abseits davon uns immer und überall gegen jegliche Diskriminierung auszusprechen, uns zu positionieren und einzuschreiten, wollen wir sowohl universitäre, als auch studentische Konfliktlösungs- und Präventionsstellen schaffen, die aktiv gegen Diskriminierungen vorgehen und im Ernstfall Konsequenzen aus diskriminierendem Verhalten ziehen können. Wir halten viel von sozialem Zusammenhalt und setzen auf gegenseitige Unterstützung und Solidarität, statt Ausgrenzung und Konkurrenzdenken.
Wir wünschen uns einen Campus voller Vielfalt. Dafür müssen wir herausfinden welche Hürden existieren und welche wir vermindern oder sogar abschaffen können. Damit das gelingt wollen wir Gespräche mit Betroffenen fühlen, Bedürfnisse und Wünsche erfragen und uns an entsprechenden Stellen dafür stark machen.
Nachhaltigkeit ist keine Zauberei – go green!
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema mit vielen Facetten. Wir wollen unseren Campus nicht nur ökologischer machen, sondern auch die sozialen und ökonomischen Aspekte dabei nicht aus den Augen verlieren. Es hat in der Vergangenheit oft gut funktioniert an kleinen Stellschrauben zu drehen, vor allem im Bereich Hochschulgastronomie. So hat das Studierendenwerk angekündigt das Essen saisonaler und regionaler zu gestalten und nach dem geplanten Umbau der Mensa vermehrt auf vegane und vegetarische Alternativen zu achten. Wir wollen das Studierendenwerk bei diesen Bemühungen unterstützen und stärken, aber auch darauf achten, dass die Essenspreise dabei nicht so stark ansteigen, dass dadurch weniger Student*innen regelmäßig in der Mensa essen gehen können.
Wir wollen uns aber gerne auch an weitreichendere Veränderungen wagen und prüfen, ob es möglich ist großflächig Photovoltaik-Anlagen installieren zu lassen, Regenwasser-Zisternen zu verbauen, um damit z.B. die Toiletten zu versorgen oder bei Baumaßnahmen nachhaltige Materialien zu verwenden. Außerdem ist es uns ein Anliegen Wasserspender am Campus zu installieren, ein Recup-System für die Salatbar einzuführen und den Campus durch Nutzpflanzen essbar zu machen. Uns ist es dabei wichtig mit dem hoffentlich bald fest integrierten Green Office zusammen zu arbeiten, um die umfassenden Folgen solcher Maßnahmen zu prüfen und alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, alle studentischen Initiativen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen und diese leben im besonderen Maße zu fördern und diese in ihren Forderungen und Ideen zu unterstützen.
All we need is Wohnraum
In Landau eine Wohnung zu finden wird für alle Menschen immer schwerer. Der Zuzug nach Landau bleibt konstant überdurchschnittlich und das verursacht enorme Wohnraumprobleme und treibt Mietpreise in die Höhe, nicht nur für uns Student*innen. Natürlich muss der Druck auf die Stadt aufrecht erhalten bleiben, aber gleichzeitig müssen wir uns schnellere, unkonventionellere Lösungen suchen. Wir begrüßen daher die Kooperation des Studierendenwerks mit ALDI, die Wohneinheiten für Student*innen in der Stadt ermöglichen. Gleichzeitig wünschen wir uns mehr soziale Durchmischung beim Wohnen, weswegen wir uns für mehr sozialen Wohnraum im gesamten Stadtgebiet einsetzen wollen. Die Wohnraumproblematik kann nur unter Einbeziehung aller Statusgruppen nachhaltig gelöst werden.
Um selbst tätig und weniger Abhängig von den Entscheidungen der Stadt zu sein, wollen wir aber auch alternative Konzepte wie „Wohnen für Hilfe“ prüfen und mit Koopertationspartner*innen wie den Senior*innenhilfen umsetzen. Auch Mietshäuser Syndikate oder Zwischennutzungen von Leerstand sind Konzepte, die für studentisches Wohnen in Landau der Zukunft denkbar sind.
Mobilität? Mit Sicherheit!
Egal auf welchem Wege du zur Uni kommst, meistens gibt es irgendwo einen Stressmoment und dein Unitag startet oft schon mit Schwierigkeiten. Wir fordern eine reibungslose Mobilität, sowohl am Campus, als auch an allen Außenstellen. Wir wollen dafür herausfinden welche Lücken geschlossen werden müssen – mit dem vordergründlichen Ziel, dass es für alle attraktiver wird das Auto auch mal stehen zu lassen. Wir wollen mit den Verantwortlichen in Gespräche gehen, sei es um endlich eine nachhaltige Lösung für die überall nicht ausreichenden Parkplätze zu finden, mehr Fahrräder für den AStA-Verleih anzuschaffen, den ÖPNV auszubauen und euren Bedürfnissen anzupassen oder sichere Fahrradwege zu den Außenstellen zu fordern.
Unser aktuelles durch ein Solidarmodell zukaufbares Semesterticket ist für uns kein Zustand, den man auf Dauer aufrecht erhalten sollte. Wir wollen uns für ein landesweites Semesterticket einsetzen und uns gleichzeitig um mögliche Erweiterungen der Gebiete des aktuellen Semestertickets bemühen. Ein sinnvolles Semesterticket muss allerdings auch mit der Strecke von den Bahnhöfen zum Campus und den Außenstellen gedacht werden.
Uni im Umbruch
Hochschulzukunft, Hochschulfinanzierung, Hochschulentwicklung: Unsere Universität steht vor großen Herausforderungen, die einige Umbrüche mit sich bringen können. Wir wollen die Universität dabei begleiten, uns einmischen und das Beste für den Campus Landau rausholen.
Beim gerade laufenden Strategieprozess wollen wir vor allem unsere Ideen von guter Lehre in den Arbeitsgruppen einbringen und die Chance nutzen, dass die Universität sich neu ausrichtet.
Welche Folgen das Hochschulzukunftsprogramm, ein Gutachten über die Zukunft der Hochschulen in Rheinland-Pfalz, haben wird, wird vor allem im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur entschieden. Wir werden die Entwicklung verfolgen und uns zu diesen Entwicklungen positionieren, besonders in Zusammenarbeit mit der Landes-ASten-Konferenz Rheinland-Pfalz.
Die Verhandlungen zum Hochschulpakt, ein Bund-Länder-Pakt, der die Finanzierung der Hochschulen unterstützt, sind ebenfalls gerade in vollem Gange. Die Verknüpfung von Geldern an Neueinschreibungen an einer Hochschule ist nicht weiter tragbar und hat unsere Universität in Wechselwirkung mit der schlechten Ausfinanzierung des Landes für Hochschulen zudem heutigen Teufelskreis aus vielen Studierenden, zu kleinen Räumen und zu wenig Lehrkapazitäten geführt. Damit muss Schluss sein und dazu wollen und müssen wir uns schnellstmöglich positionieren.
Erreichte Ziele der letzten Legislatur Schwerpunkte für die nächste Legislatur
Da wir eine neue Liste sind, könnten wir hier eigentlich nichts angeben, aber wir können und wollen nicht leugnen, dass unsere neue Liste teilweise aus ehemaligen Antihelden* besteht, von denen einige in den AStA gingen und einige im StuPa blieben. Daraus ergeben sich natürlich erreichte Ziele des letzten Jahres.
Ein Jahr Arbeit in AStA und StuPa lassen sich schwer zusammenfassen, aber wir möchten ein paar Punkte rauspicken, die die Antihelden* konkret im letzten Wahlprogramm gefordert haben. Darunter fällt z.B. der Beschluss zur Unterstützung der Kooperation des Studierendenwerks mit ALDI, wodurch neuer Wohnraum geschaffen wird. Gleichzeitig haben wir durch unsere Präsenz in der Presse versucht dort auch sozialen Wohnraum zu schaffen, um bezahlbaren Wohnraum für alle möglich zumachen.
Wir haben Gelder für Kultur investiert und so beispielsweise das festival contre le racisme erstmals auf breite Beine mit eigener Finanzierung gestellt.
Wir haben sehr stark auf Vernetzung von Fachschaften gesetzt und so nicht nur den Fachschaftsrat ständig begleitet, sondern auch den Koordinierungsrat neu geschaffen und einen „Stammtisch“ mit der Vizepräsidentin etabliert, bei den Fachschaften direkt mit der Vizepräsidentin ins Gespräch kommen können.
Einige der ehemaligen Wahlversprechen sind nicht in einem Jahr einzuhalten, aber wir vertreten Landau beispielsweise in den Verhandlungen für ein landesweites Semesterticket, wir stehen mit der Verwaltung in Kontakt, um über eine Weiterführung der Atriumsparty zu entscheiden, sobald ein Brandschutzkonzept vorliegt oder versuchen durch die Einführung der Unicard zu prüfen welche Verbesserungen damit noch möglich sind (Thema Parkplatz, Mensaessen, Kraftraum etc.)
Im Studierendenparlament haben wir vor allem in der Arbeit in den Ausschüssen des Parlaments Verantwortung übernommen. So hatten Antihelden* den Vorsitz des Finanz-, Satzungs-, Wahlwerbe- und Allgemeinen Studierendenausschusses inne.
Im nächsten Jahr wollen wir vor allem unsere Arbeitsweise im Studierendenparlament revolutionieren. Wir wollen uns regelmäßig treffen und dort alle Student*innen einladen, um mit ihnen ins Gespräch über ihre Probleme und Forderungen zukommen.
Falls wir wieder den Vorsitz des AStA stellen können, werden wir dort vor allem verantwortungsvoll unsere Mandate in den vielen Verhandlungen ausfüllen, die schon laufen oder im nächsten Jahr anstehen werden.
Schwerpunktfragen zur aktuellen Wahl
Der knappe Wohnraum in Landau ist für die Landauer Student*Innen ein großes Problem. Mehr Student*Innen jedes Jahr treffen auf weniger und immer teureren Wohnraum. Wo seht ihr hier geeignete Lösungsansätze? Wie wollt ihr diese Situation verbessern?
Sicher ist es nötig, dass weiter Druck auf die Stadt aufgebaut wird vor allem kostengünstigen und sozialen Wohnungsbau voran zu treiben. Hier tun sich aber mehrere Probleme auf: Zum einen ist es wichtig, dass nicht nur Wohnraum für Studierende geschaffen wird, sondern an alle Bürger*innen Landaus gedacht wird. Es gibt viele Familien, die ebenfalls keinen adäquaten Wohnraum finden und es gilt zu verhindern, dass die Studierendenschaft zur Gegenspielerin der restlichen Bevölkerung Landaus wird. Ein weiteres Problem sehen wir in Konzepten wie Landau XXL, das einen neuen Stadtteil mit vielen Wohneinheiten schaffen soll. Leider wird dafür Land von Winzer*innen gebraucht, die mit den Plänen nicht einverstanden sind. Es gilt dort alle Interessen zu vereinen und eine Kompromisslösung zu finden.
Aber alle Maßnahmen der Stadt sind langfristig und schaffen akut wenig bis keinen Wohnraum. Deswegen wollen wir im nächsten Jahr Zeit investieren, um alternative Konzepte zu prüfen. Wir dachten dabei z.B. an „Wohnen für Hilfe“, Mietshäuser, Syndikate oder Zwischennutzungen von Leerstand.
Die Einen sehen es als unfaire Belastung, die Anderen sehen es als Stückchen Freiheit. Das Semesterticket. Ein spaltendes Thema in der Studierendenschaft. Wie ist euer Standpunkt zum Thema Semesterticket?
Die Verhandlungen zum landesweiten Semesterticket sind in vollem Gange und wir setzen viel Vertrauen in das Verhandlungsteam der Landes-ASten-Konferenz Rheinland-Pfalz. Leider ist Landau als eher kleiner Campus mit extrem schlechter Anbindung zum ÖPNV extrem angewiesen auf ein Solidarmodell, in dem alle Hochschulen in Rheinland-Pfalz mitziehen. Wenn mit diesem Solidarmodell eine realistische Finanzierung zustande kommt, sollte man dieses Ticket definitiv in Betracht ziehen. Wir stehen also für ein Semesterticket, aber nicht für jeden Preis und unter allen Umständen. Für unseren Campus ist sicherlich auch entscheidend wie weit der Geltungsbereich sein wird. Wenn die Verhandlungen zu Ende sind und es gibt Angebote, die man in Betracht ziehen kann, wäre es uns ein Anliegen die Beteiligung des Campus Landau von einer Urabstimmung abhängig zu machen.
Die Raumstruktur der Universität Landau platzt aus allen Nähten. Händeringend wird Platz für die Lehrveranstaltungen gesucht. Es vermehrt zu Auslagerung in unifremde Räumlichkeiten. Wohin mit den Lehrveranstaltungen? Wo gibt es dauerhafte und gute Lösungen?
Zur ersten Frage: Ins Netz! Wir sehen im E-Learning in Kombination mit ausgleichender Kontaktzeit z.B. durch Sprechstunden eine große Chance der akuten Raumnot am Campus Landau kurzfristig entgegen zu wirken. Wir befinden uns in ersten Gesprächen bezüglich dieser Möglichkeiten und wollen als nächste Schritte analysieren welche Dozent*innen in Landau schon erfolgreich E-Learning betreiben, was Dozent*innen dazu brauchen um diesen Versuch zu starten und welche Anforderungen Studierende an solche Konzepte haben.
Dauerhaft sollten aber dringend neue Gebäude gebaut werden. Wir wollen gemeinsam mit der Hochschulleitung einen Plan entwickeln wie viele Räume benötigt werden, um dauerhaft genug Platz zu schaffen und dabei einen Campus Süd fokussieren, an dem aber auch studentisches Leben möglich sein muss (z.B. Mensabau, stud. Aufenthaltsräume, …). Das kann nur in Kooperation mit der Stadt funktionieren, denn gleichzeitig zum Ausbau eines Campus Süd muss natürlich die Infrastruktur adäquat ausgebaut werden. Es ist jetzt die Zeit um einen solchen Plan zu entwickeln, denn erstmals lassen sich stagnierende Studierendenzahlen, statt steigende beobachten und dieser Trend soll sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Es kann also erst jetzt ein wirklich nachhaltiger Plan entstehen.
Es kommen immer mehr Studierende auf immer weniger Professoren und Dozenten. Es werden also immer weniger Langzeitverträge an der Universität vergeben. Auch die Studierenden trifft dies Schieflage direkt da damit weniger und nur noch kürzere Hiwi-Verträge abgeschlossen werden. Wie wollt ihr mit der prekären Situation des Mittelbaus umgehen? Was gibt es für Konzepte und Ansätze um dieser Problematik entgegen zu wirken?
Das ist ein wichtiges Thema, dem in den letzten Jahren viel zu wenig Aufmerksamkeit zu kam. Sicherlich haben wir oft über die immer niedriger werdende Kontaktzeit zwischen Dozierenden und Studierenden gesprochen, aber den Auswirkungen der merkwürdigen Anstellungspolitik der Universität auf studentische Arbeitsstellen wurde nicht ausreichend nachgegangen. Momentan fehlt uns der Überblick über alle Hiwi-Stellen und eine Organisation der Hiwis, um sich auszutauschen, zu vernetzen und Forderungen zu formulieren. Es wäre also eine Idee diese Plattform zu schaffen und sich in diesem Zuge auch mit erfolgreichen Kämpfen für bessere Bezahlung studentischer Arbeitskräfte zu beschäftigen, wie beispielweise TV Stud Berlin.
Fazit der Redaktion:
Haben wir erwähnt, dass sich auf dieser Liste viele ehemalige Antihelden* und viele AStArier*innen befinden? Ja? Gut! Das spiegelt sich komplett im Wahlprogramm wieder. Neben einer Ausführlichen Bespielung von Sachfragen werden auch Konzepte vorgelegt. Sei es die Analyse der Wohnraumfrage und auch die Erkenntnis, dass es nur mit der Stadt geht, oder das fundierte Wissen über die Strukturen die eine Universität am Laufen halten – den Hochschulzukunftsprogramm mal herausgepickt. Bei Kuntergrün wird deutlich, dass sie Menschen auf dieser Liste sich schon lange sehr intensiv im Rahmen ihrer Hochschulpolitischen Karriere mit den Problemen der Studierendenschaft auseinandergesetzt haben. Kuntergrün hat zwar einen etwas irritierenden Namen, aber ein ungemein ausgestaltetes Wahlprogramm und eine nicht zu leugnende Sachkenntnis. Allerdings muss hier etwas bemerkt werden. Kuntergrün besitzt aufgrund des mangelnden Parteipolitischen Backgrounds wenig offensichtliche Drähte in die Stadt. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass aufgrund der vielen Vernetzungen der einzelnen AStArier*innen einige Telefonnummern in den Handys gespeichert sind, die zu offenen Ohren in den Ratsstuben führen.
Kommentar hinterlassen