Wussten Sie schon…?

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In den Gewässern der deutschen Sprache kursieren Schwärme geflügelter Wörter und knochiger Redewendungen. Ein Paradies für Linguisten und Kommunikationswissenschaftler. Doch für User sieht‘s beim genauen Hingucken aus, wie bei Hempels unter‘m Sofa.
Wir tauchen ab in die Tiefen unserer Sprachkultur und machen uns auf die Suche nach den schönsten Gulden in unserem Wortschatz.

 

Sagt man Fisimatenten, oder Fiese Matenten?

Angeblich sollen Napoleons Besatzungsoffiziere und -soldaten die einheimischen Frauen höflich in ihre Zelte eingeladen haben: „Visitez ma tente“. Die negative Konnotation der heutigen „Fisimatenten“ ist damit allerdings noch nicht hinreichend geklärt. Besser gesagt: hoffentlich. Die Legende der romantischen Krieger disqualifiziert sich damit zunächst in die Diskurse der Historienmalerei.

Als viel wahrscheinlicher gilt darum der lateinische Ausdruck „visae patentes“ als (Teil-)Quelle für die heutigen Fisimatenten. Die gemeinten Offizierspatente (eine Art Ausweis) waren schwer und aufwändig auszustellen. Kriegsschüler mussten lange warten. Der Hürdenlauf durch den Staatsverwaltungapparat des 16. Jahrhunderts gestaltete sich als Geduldsprobe – je nach Rang brauchte es sogar einen Stempel vom König. Die „visae patentes“ vermischten sich mit dem Wort „Visamente“, einer Vokabel aus der für das Prozedere relevanten Wappenkunde.

Die Schreibweise ist also egal. Das Kunstwort beschreibt heute Umstände, Ausflüchte, Sperenzchen, Gemeinheiten und Schikanen, mit denen damals der langwierige Weg an die Spitze der Kriegsräte aufwartete.

 

Warum heißt Maulwurf eigentlich Maulwurf?

Der mit dem Maul wirft? Ein schönes Bild. Der Name des insektenfressenden Säugers entlehnt sich aus dem frühen Mittelalter. „Muwerf“, der „Haufenwerfer“, wurde er von unseren gottesfürchtigen Vorfahren genannt. Daraus wurden „moltwerf“, „mulwurf“, – und schließlich hatte man vergessen, woher das Wort eigentlich kam. Aber selbst ist der Mensch. Wat man nich‘ selber weiß, dat muss man sich erklären.

„Maul…wurf…“ Klar!

 

Die Schattenmorelle.

Die Kinderseele denkt an Milchreis und Griesbrei – oder doch lieber Kuchen?

Die Schattenmorelle ist eine Kirsche, die entgegen ihrer Bezeichnung beneidenswert sonnig gedeiht: in Frankreich nämlich, an wunderschönen Hängen. Der Herkunftsort der Züchtung: „Château de Moreille“. Typiquement allemand…

 

Ein Jammer: Einen Kater haben.

»Es kratzet dem Menschen der sein zu viel getrunken hat, des morgens im Kopff«. hieß es über ein Bier mit dem Namen „Kater“ aus dem 16. Jahrhundert. Der rätselhafte Bezug zu Katzentiere von den Folgen eines Alkoholrausches hat sich derweil gehalten.

Im 17. und 18. Jahrhundert lamentierten deutsche Studierende über den „Kotzenjammer“. Von einem „das Erbrechen begleitende[n] Jammern“ nach dem Alkoholrausch war bei ihnen die Rede. Zeitnah entstand der etwas weniger vulgäre Euphemismus des „Katzenjammers“.

Analog dazu hielt der aufsässige Student Christian August Wichmann alias Herr Antikritikus 1768 fest: »Es giebt eine Krankheit des Leibes, die zuweilen unglückliche Menschen mit den Katzen gemein haben und die deswegen der Katzenjammer genannt wird […]«.

Kreativ, wie die Studis waren, differenzierten sie weiter: Der Kotzen- oder Katzenjammer konnte bald nicht nur physisch, sondern auch moralisch ausgeprägt sein. Der Moralische beschreibt die bitteren Selbstvorwürfe, die zuweilen nach intensiven Nächten auftreten.

Noch etwas salopper ging man „seinen Kater spazieren“, wenn man am Morgen nach dem Volltrunk seinen dicken Kopf und geschwächten Körper in die erbarmungslos stattfindende Vorlesung schleppte.

Das hielt sie offensichtlich nicht vom Studieren ab – denn heute gibt es Aspirin. Hoch lebe die Logik (des Alkohols)!

 

Drei Mal ordentlich die Sau raus lassen:

Den trinklustigen Studis verdanken wir womöglich noch ein weiteres Sprichwort. Denn auf dem Heimweg von der Zeche war es ein beliebtes Spiel, die Schweineställe zu öffnen. Den armen Bauern wurde das Leben dadurch zwar noch etwas mühsamer, aber da die Täter an der Feder saßen, setzte sich der Heidenspaß zu einem geflügelten Wort durch.

Eine andere Theorie besagt, dass das Sprichwort aus dem weiter zurück reichenden Mittelalter stammt. In einem Vorläufer des Kartenspiels Skat hießen die höchsten Karten wohl „Daus“, bzw. „Sau“. Die Sau rauszuholen, stellte den feierlichen Akt dessen dar, der sich als Gewinner wägte.

Das musste dann auch gefeiert werden. Doch wo? Zwar gab es im Mittelalter Parties und Äquivalente. Loci aber waren rar, und die Wohnräume klein. Es heißt, dass Schweineställe aufgrund ihrer Größe und Verfügbarkeit ein beliebter Ort waren, wenn die Feudalherren mal gerade nicht hinsahen. Vor der Fete ließ man die Schweine und Säue aus dem Stall, womit das Fest beginnen konnte. Oink, Party hard.

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