Bis Danni!

Die letzten Tage haben mich verletzt. Als die letzten Bäume auf der Trasse fielen, haben mir die Cops nochmal ordentlich zugesetzt. Die ganze Zeit konnten sie mir nicht emotional rankommen, doch als das Barrio Oben fiel, und ich in der Gesa war, haben sie mir psychisch den letzten Schubser gegeben.

Der Schmerz ist hart. Das Gefühl wie Abschaum behandelt zu werden und zu wissen, dass es in einer anderen Situation noch viel schlimmer wäre, ohne die Camp Strukturen und den ganzen Support.
Das Wissen das Klimaschützen kriminalisiert ist, dass die Menschen nicht ordentlich behandelt werden lastet, und dann die Vorstellung, dass viele Menschen ohne all die Vorbereitung und all das Vertrauen, dass du wieder raus kommst, dort warten müssen, lastet umso schlimmer.
Menschen die wegen Bagatellen beschuldigt werden, oder auf eine Abschiebung warten müssen, denen Dinge vorgeworfen werden und bei denen Aussage gegen Aussage steht… die Polizei ist zum Schluss immer stärker. Die Aussage der mächtigeren Person, setzt sich zum Schluss durch. Gleichgültig was die Wahrheit ist… auch hier bei uns…
Das tut weh….

Ich werde behandelt wie eine Schwerstverbrecherin, werde angeschnauzt ohne mir Würde zuzusprechen. Sie sind kalt zu dir. Diese Kaltblütigkeit schockiert mich am meisten. Es ist den meisten egal, was mit dir passiert, du bist nur Ware die abgefertigt wird.

Du sitzt einzeln in Zellen und wartest, und kämpfst um jede Kleinigkeit,
du bist komplett den Polizistinnen und deren Gemütszustand ausgeliefert.

Ich zittere mir ist kalt als ich aus dem Transporter der mich zur Polizeistelle fährt rauskomme. Trotz all der Klamotten ist mir unglaublich kalt. Als ich durchsucht werde, muss ich mich komplett nackt ausziehen. Danach ziehe ich mich wieder an, meine Jacken darf ich nicht behalten, es könnte ja sein, dass ich mich mit den Bändel umbringen will, obwohl die eine Jacke gar keine Bändel hat. Mir ist immer noch unfassbar kalt, daher erkläre ich, dass ich gerne die eine Jacke mit in die Zelle nehmen möchte, der Cop sagt „nein“. Ich erkläre ihm, dass ich friere, ich brauche was zum Anziehen. Und ich möchte es haben bevor ich wieder eingesperrt werde. Er sagt „nein“. Ich sage ihm, dass er mir dann die mir zustehende Decke geben kann, schließlich sind sie ja zu dritt, da ist es kein Problem wenn einer sie holen geht. Die drei Cops meinen „erstmal machen wir die Tür zu, dann schauen wir weiter“. Der mir am nahsten Stehende sagt zu mir, dass Ich ja unbedingt meinen Willen durchsetzen will. Ich sage ihm Er will genauso seinen Willen durchsetzen und zum Schluss setzt er seinen auch durch. Ich komme wieder in die Zelle ohne Decke und muss warten bis sich wer dazu herablässt mir eine Decke zu holen. Nach 10 Minuten klopfe ich wieder, dann endlich sind sie mit einer Decke da. Es war ein Kampf…

Ich schlafe etwas, danach muss ich aufs Klo. Ich klopfe 30 Minuten gegen die Tür und frage ob ich aufs Klo kann, sie ignorieren es….obwohl im Gang viele Stimmen sind.
irgendwann kommt dann doch einer, der Cop macht ganz freundlich die Tür auf und sagt „Ja? Was ist denn?“. Ich antworte „Ich klopfe schon seit 30 Minuten gegen die Tür! Ich muss aufs Klo.“
Er sagt „Oh das tut mir Leid, ich habe sie nicht gehört.“
Klar, oder er hatte einfach kein Bock, so wie die meisten. Wir haben ein Recht auf eine Decke, Essen, Wasser und einen Anruf, den wir jederzeit tätigen dürfen.
Ich will auch anrufen, doch sie meinen es geht gerade nicht, erstmal sei die Identitätsbehandlung dran. Zum Schluss erhalte ich doch keine Anrufmöglichkeit… keinem dem ich Bescheid sagen kann, wo ich gerade bin.
Meine formalen Rechte wurden nicht eingehalten, was erwarte ich auch, schließlich bin ich im Auge des Tornados, Rechtmäßigkeit ist Auslegungsache …

Jetzt bin ich zuhause und mein Herz fühlt sich immer noch kalt an… kein Mensch verdient diese Willkür, dieses Ausgeliefertsein, diese Repressionen. Es tut so weh, zu wissen, dass das für viele, viele Menschen gnadenloser Alltag ist. Im Gefängnis zu hocken und isoliert zu sein… in U Haft, Abschiebungshaft oder sonst wo … einfach nur weil Menschen geflüchtet sind und sich hier eine Zukunft aufbauen wollten, oder weil Menschen das Klima schützen wollen, oder ein bisschen containert haben. Kein Mensch sollte für friedlichen Protest und friedliches Leben, wo anderen Menschen kein Leid zugetan wird, so dermaßen kriminalisiert werden.

Die letzten Tage waren hart,
Danni, ich danke dir für die Impulse, der Kampf ist noch lange nicht zu Ende, Klimagerechtigkeit, Soziale Gerechtigkeit, BlacklivesMatter, Gleichberechtigung, es ist ein harter Weg.
Doch wir bleiben dran, ich komme wieder!

4 Kommentare

  1. danke, dass Du Deine Erfahrungen teilst, sie mitteilst, denn die Wahrheit zu wissen, ist nicht nur zumutbar, es befreit auch, z.B. vom Trug einer beschaulichen Normalität. Erfahrungen wie die Deinen sind sozusagen definitorisch, sie definieren Orte, von denen aus gefragt werden kann, was wahr ist, wie es um diese Gesellschaft bestellt ist, Orte, an denen die unsichtbaren Zwänge, an denen viele leiden, ohne es reflektieren zu können, sichtbar werden.

  2. Danke, dass Du im Danni warst! Danke, dass Du für uns Alle gekämpft hast! Danke, dass Du Dir Deinen Willen nicht hast nehmen lassen! Es macht mich unendlich traurig und fassungslos, zu lesen, wie Sie Dich behandelt haben und ich hoffe, Du kannst Dich davon erholen. Große Umarmung und bis Danni

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