Schulen, Unis, Kleidungsgeschäfte… Seit mehr als einem Jahr sorgt COVID-19 für starke Einschränkungen im öffentlichen Leben. Besonders Krankenhäuser, Pfleger, Rettungsdienste und Intensivstationen stehen unter ständiger Belastung. Nachdem ich mich in den ersten beiden Artikeln dieser Reihe mit den Folgen von einer COVID-19-Erkrankung beschäftigt habe, will ich in diesem Text auf die Situation des Gesundheitssystems in Deutschland eingehen.
Die Lage in den Krankenhäusern ist natürlich immer vom aktuellen Pandemiegeschehen abhängig. Sinkende Inzidenzen zeigen sich verzögert auch hier. Da COVID-19-Patienten mit schweren Verläufen aber oft lange betreut werden müssen und während schlimmen Phasen viele neue Patienten täglich dazu kommen, ist der Alltag oft chaotisch. Der Gesundheitszustand von Erkrankten kann sich von einer Sekunde auf die nächste verschlechtern.
Die Pfleger:
Da COVID-19 sich so leicht von Mensch zu Mensch überträgt, muss das Personal mit Kitteln, Masken und Handschuhen den isolierten Bereich für COVID-19-Patienten betreten. Auch Schutzmasken gehören zur Ausrüstung und manchmal noch zusätzliche Gesichtsschilder, wenn die Gefahr einer hohen Viruslast vorhanden ist.
Doch auch die Schutzkleidung kann Infektionen unter dem medizinischen Personal nicht verhindern. In seinem täglichen Lagebericht berichtete das RKI von bisher fast 90.000 COVID-19-Infektionen in Krankenhäusern, Rettungsdiensten, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen etc. Neben dem Stress durch COVID-19 besteht unter dem Personal natürlich auch die Angst, eine mögliche Infektion in ihre Familien zu bringen. Auch Mitarbeiter der Normalstation können sich bei noch nicht erkannten COVID-19-Patienten anstecken. Der Ausfall eines Mitarbeiters wegen der Quarantäne-Anordnungen ist vor allem in Zeiten mit hohen Inzidenzen natürlich ungünstig. Die Versorgung des Bluts mit Sauerstoffs zum Beispiel kann verbessert werden, wenn der Erkrankte immer mal wieder in die Bauchlage gebracht wird. Alleine dafür benötigt man vier helfende Hände.
Für die Psyche sind die teilweise ungewöhnlich hohen Todeszahlen und die Schicksale der Patienten belastend – vor allem für jüngere, noch nicht so erfahrene Mitarbeiter oder solche, die vor kurzem erst ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Für kollegiale Unterstürzung soll die PSU-Hotline sorgen, welche nach dem Prinzip des Peer-Supports funktioniert. Hier helfen extra geschulte Ärzte, Pflegekräfte etc. aber auch Psychotherapeuten ihren Kollegen die anstrengenden Erlebnisse zu verarbeiten.
Die Patienten:
Psychotherapeutische Beratung gibt es auch für die COVID-19-Erkrankten, denen es oft guttut über ihre Erfahrungen zu sprechen. Denn der Kontakt zur Außenwelt ist aufgrund der Gefahr einer Ansteckung reduziert. Sie können nur eingeschränkt Besucher empfangen, die sie nicht berühren dürfen und nur unter einer Maske sehen. Videotelefonate und Anrufe mit Verwandten stehen stattdessen an der Tagesordnung. Die Angehörigen sind im Unwissen. Innerhalb eines Tages kann sich der Zustand eines geliebten Menschen rapide verschlechtern. Die manchmal notwendige Verlegung in ein anderes Krankenhaus scheitert teilweise an Personal- oder Bettenmangel. Außerdem sind manche Patienten so schwach, dass eine Transportation zu riskant wäre.
In den ersten beiden Wellen lagen vor allem ältere Patienten z.B. aus Pflegeheimen auf der Intensivstation, doch infolge der Mutationen wurden diese jünger. Jüngere Menschen, welche an COVID-19 erkranken, belegen bei einem schweren Verlauf ein Bett meistens länger. Ihre Chancen zu überleben sind größer, jedoch dauert der Heilungsprozess. Momentan führt die neue Delta-Variante, welche für die meisten Neuinfektionen verantwortlich ist, für solche Probleme.
Unter anderem die Muskulatur mancher Patienten ist nach einer künstlichen Beatmung geschwächt. Sie machen den Prozess des „Wearing“ („Entwöhnung“) durch: Sie müssen wieder atmen lernen.
Zum Weiterlesen/-schauen:
Eine Doku-Reihe des RBB, die wirklich sehr detailliert und eindringlich die Situation in Krankenhäusern zeigt (Hinweis: die Folgen sind wirklich sehr emotional und handeln u.a. von Tod und Trauer)
https://www.rbb-online.de/doku/c-d/charite-intensiv-station-43/charite-intensiv-station-43.html
Kurzbeitrag von 7 Min:
Quellen:
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/so-aufwaendig-ist-pflege-von-COVID-19-patienten-100.html (04.06.2021 um 17 Uhr)
https://www.srf.ch/news/schweiz/covid-intensivstation-zuerich-pflegepersonal-am-limit
https://www.rnd.de/politik/COVID-19virus-wie-hoch-ist-die-ansteckungsgefahr-fur-arzte-und-pfleger-QCE4A3K5BNCF5JJWVYXFSPNRPA.html (04.06.2021 um 17:11 Uhr)
https://psu-helpline.de/#:~:text=unter%200800%200%20911%20912&text=Die%20Nutzung%20der%20HELPLINE%20ist,Anliegen%20behandeln%20wir%20selbstverst%C3%A4ndlich%20vertraulich. (04.06.2021 um 18:08 Uhr)
https://www.rnd.de/gesundheit/mehr-COVID-19-tote-in-pflegeberufen-wie-gefahrdet-sind-pflegekrafte-ein-faktencheck-4ZG5FM5U5ZEEJBDKLAOJQPYYLA.html (04.06.2021 um 16:55 Uhr)
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/peer-support-system/11292 (06.06.2021 um 16:20 Uhr)
https://www.rnd.de/politik/COVID-19virus-wie-hoch-ist-die-ansteckungsgefahr-fur-arzte-und-pfleger-QCE4A3K5BNCF5JJWVYXFSPNRPA.html (06.06.2021 um 16:37 Uhr)
https://www.rnd.de/gesundheit/mehr-COVID-19-tote-in-pflegeberufen-wie-gefahrdet-sind-pflegekrafte-ein-faktencheck-4ZG5FM5U5ZEEJBDKLAOJQPYYLA.html (04.06.2021 um 17:44 Uhr)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/COVID-19virus/je-kuerzer-man-beatmen-muss-desto-besser-724143.html (04.06.2021 um 16:47 Uhr)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/COVID-19virus/je-kuerzer-man-beatmen-muss-desto-besser-724143.html )06.06.2021 um 16:05 Uhr)
https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/COVID-19virus/COVID-19-regeln-krankenhaus-patientenbesuch-100.html (04.06.2021 um 17:23 Uhr)
https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/COVID-19-17000-tote-beschaeftigte-gesundheitswesen-weltweit (04.06.2021 um 18:05 Uhr)
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/arnstadt-ilmkreis/COVID-19-intensivstation-auslastung-100.html (04.06.2021 um 17:33 Uhr)
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-covid-krankheitsverlauf-atmen-beatmung-100.html (06.06.2021 um 16:15 Uhr)
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/corona-virus-intensivpatient-behandlung-aufwendig-100.html (06.06.2021 um 16:07 Uhr)
Täglicher Lagebericht des RKI zu COVID-19 vom 03.06.21:
Bericht zu Virusvarianten des RKI vom 14.07.21:
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