Journalismus statt Populismus!

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In den letzten Tagen gab es einige Aufregung in und über die La-Uni. Diese Aufregung resultiert aus einem Artikel eines Chefredakteurs übr die Kontroverse, inwiefern der Bundeswehr eine Bühne geboten werden sollte. Nach einem hin und her der Gefühle und Kommentare der beteiligten Akteure, wurde am Montag den 05.11.2018 vom Verfasser von „Bundeswehrbung“ eine Antwort auf das Statement des Organisationsteams der Psychotage verfasst. In diesem Statement wird auf Grundlagen des Journalismus verwiesen und das ist auch der Grund für diesen, meinen Kommentar.

Journalismus soll informieren!

Natürlich kann und soll Journalismus Missstände aufdecken und als gesellschaftliches Korrektiv wirken, aber das soll Journalismus durch Informationen. Diese Informationen sollten wertfrei aufbereitet, klar verständlich, strukturiert und auf den Punkt gebracht sein. Mein Chefredakteur stieg bei seinem ersten Artikel schon mit viel Meinung ein und zeigte eher eine rückwärtsgewandte Apologie altlinker Friedensaktivisten, als einen gut recherchierten, informativen Artikel.
Dabei geht es nicht um das schlechte Gegenargument der Psychofachschaft, wieso die Einladung des Referenten der Bundeswehr erst jetzt diskutiert werden soll. Dies ist kein Argument und schützt schon gar nicht vor einer Kontroverse, gerade Psycholog*innen sollten mit der Vergangenheit der früher viel angewandten Lobotomie lieber nicht auf ein Traditionsrecht pochen.
Es geht mir um die komplette Dekontextualisierung der Fakten meines geschätzten Chefredakteurs. Inhalte werden solange aus ihrem Kontext abstrahiert, bis sie in die Argumentationsstruktur passen.
Wir fangen einmal vorne an. Die Psychotage bieten, laut ihrer Beschreibung, eine Möglichkeit, einen „Einblick in berufliche Perspektiven und das breite Anwendungsfeld der Psychologie“. Nun gehören dazu nicht nur hippieske Wohlfühlthemen wie Angsttherapie mit Delfinen, sondern eben auch Traumabehanldung. Dass der psychologische Dienst der Bundeswehr sowie andere Einrichtungen nun einmal ein Arbeitgeber sind. Dass in Deutschland für eine Armee so etwas überhaupt angeboten wird, ist -bei aller Kritik an kämpfenden Truppen- durchaus einmal löblich zu erwähnen. Mit einem Blick über den großen Teich, können wir andere Verfahrensweisen mit psychologischen Problemen und deren Folgen beobachten. Den Umstand, dass die La-Uni schon seit Jahren nicht mehr La.Uni heißt, verzeihe ich dem Chefredakteur dieses Magazins einfach mal. Ich erfahre erst ab Absatz drei das eigentliche Problem. Denke ich zumindest, ob es nun die finanzielle Aufwendung eines Gremiums ist, das sich aller Studierender annehmen muss oder einfach der Umstand, dass irgendwo Bundeswehr steht, ist zwar nicht klar getrennt, aber da.

Mir zumindest fiel es schwer, aufgrund der fehlenden Struktur und Dramaturgie direkt filtern zu können, was „Bundeswehrbung“ von mir eigentlich möchte. Es viel aufgrund einiger zu kurz gedachter Argumente auch immer schwerer, beide Artikel über die „Machenschaften“ der Bundeswehr ernst zu nehmen. Ich führe ein paar Beispiele an:
Es wird der Punkt aufgemacht, dass die Bundeswehr ja kein Geld haben dürfte und deswegen ganz klar Werbung machen müsste. Ja, die Bundeswehr macht dort Werbung, das macht aber auch jeder andere Arbeitgeber. In dem Antwortschreiben auf das Statement der Psychofachschaft wird dann sehr „differenziert“ zwischen der Bundeswehr und Arbeitgebern wie Daimler unterschieden. Dass Daimler auch ordentlich Geld mit Waffensystemen verdient, wurde bei dieser „Differenzierung“ wahrscheinlich einfach ignoriert oder Recherchefaulheit machte sich breit. Ich selber würde ja lieber ordentlich recherchieren, bevor ich ganzen Gremien einen unkritischen Umgang ihrer Themen unterstelle.

„Ob die Bundeswehr, ferner Rüstungsindustrie und ihre Werbungen universitäre Bühne bekommen sollten, ist natürlich eine Frage, die die Studierendenschaft und ihre Vertreter im StuPa beantworten müssen.“, wenn man recheriert, dass am Campus Koblenz unserer Universität bereits für die Bundeswehr geforscht wurde und sich dann noch die zehn Minuten Mühe macht, AStA- und StuPa-Protokolle zu wälzen, merkt man schnell, dass darüber bereits diskutiert wurde und noch diskutiert wird. Dazu braucht es leider etwas mehr Arbeit als ein bauchlinkes Gefühl, jetzt endlich mal etwas tun zu müssen.
„Das Landauer StuPa hat es leider versäumt, diese Frage zu thematisieren. Wie sich das auf die Wahlergebnisse der beiden Vertreterlisten auswirkt, hängt nun auch von ihren Stellungnahmen gegenüber der Studierendenschaft ab.“ Bei einer Wahlbeteiligung von unter 15% bezweifle ich, dass dieser „Artikel“ irgendeine Meinungsänderung verursachen wird – wir bedenken den Inhalt einiger Sitzungen der studentischen Selbstverwaltung – sofern die Bedingung dieser Prognose wahr wäre.

„Wir machen das ebenfalls Ehrenamtlich“

„Es wird deutlich: Es entsteht ein Interessenskonflikt, der in diesem aktuellen Streit zutage tritt. Die Bundeswehr mit im tieferen Sinne zivilen Arbeitgebern wie Porsche oder Daimler und Co. gleich zu setzen, ist darum diskutabel. Auch die BW wirbt wie andere Teilnehmer des Wettbewerbs um Fachkräfte strategisch und bedürfnisorientiert.“ Dieser Auszug aus dem neusten Werk macht ebenfalls etwas deutlich. Mangelde Differenzierung der eigenen Kritik.
Dass eine Berufsarmee sich an den Regeln des Marktes orientieren muss, liegt in der Natur der Sache. Dass Daimler Geld mit Rüstung verdient, habe ich weiter oben bereits erwähnt, hier sei noch hinzugefügt: Porsche auch. Im Übrigen haben ziemlich viele Maschinen- und Autohersteller auch Tochterfirmen im wehrtechnischen Bereich. Wenn ich nun also aus meinem Habitus Wehrforschung kritisiere, sollte ich das ebenfalls bei den großen Rüstungsfirmen tun, also auch bei Volkswagen, Heckler und Koch, Porsche, MAN, Daimler, Diehl-Defense uvm. Den Interessenkonflikt sehe ich da als Antikapitalist zwar nicht, aber eventuell wird das nächste Werk meines Chefredakteurs mich aufklären.

„Dass der Herr Kittel nun früher schon da gewesen ist und sich niemand daran gestört hat, geschweige denn der Umstand diskutiert wurde – das ist doch ein super Grund, die verschleppte Diskussion jetzt endlich mal zu führen.“

Ja! Ja lasst uns diskutieren! Lasst uns aber bitte richtig diskutieren, auf der Grundlage einer kritischen Reflexion und von Fakten. Eine wertfreie Information zur eigenen Meinungsbildung ist nötig, statt den Ergüssen eines missverstandenen Linkshegelianers, der das objektive sein für sich gepachtet hat.
Wir müssen und sollten uns kritischer mit Wehrforschung auseinandersetzen, aber doch bitte ohne diesen Populismus!

„Eine Aufgabe des Journalismus (ob professionell oder ehrenamtlich) ist das aufmerksam machen auf eben solche Missstände und das Überwachen der Systeme, in denen Menschen sich bewegen. Und an denen Menschen sich orientieren. Argumente können transportiert werden, und die Möglichkeit muss geboten sein, diese anzunehmen, oder sie abzulehnen. Man ist nicht immer in völliger Tiefe mit jedem Thema zugleich vertraut. Und man kann nicht jede Information ständig selbst erarbeiten. Ain‘t nobody got time for that! Darum noch einmal, »was ist«:“

Dieses Statement zog mir ein wenig die Schuhe aus. Wer so viel mit reiner Polemik und „poor journalism“ arbeitet, sollte dies nicht schreiben. Der erste Grundsatz im Journalismus ist die Achtung vor der Wahrheit. Der Zweite Grundsatz die Sorgfalt. Es ist ja schön, wenn sich Leute politisch engagieren wollen, dann sollten sie dafür aber bitte nicht weiter ihre Meinung als das einzig Wahre unter die Menschen bringen. Es wäre schön, wenn das gesellschaftliche Korrektiv im Journalismus weiter erhalten bleiben könnte und nicht durch billige Polemik und Populismus ersetzt wird.

7 Kommentare

  1. Langweilig, ich will ein Video von der Auseinandersetzung! Da war viel mehr drin, man muss die ganze Wut des Autoren auf seinen Chefredakteur doch bitte nicht immer nur so passiv mitkriegen…

  2. >Dass Daimler Geld mit Rüstung verdient, habe ich weiter oben bereits erwähnt, hier sei noch hinzugefügt: Porsche auch. Im Übrigen haben ziemlich viele Maschinen- und Autohersteller auch Tochterfirmen im wehrtechnischen Bereich. Wenn ich nun also aus meinem Habitus Wehrforschung kritisiere, sollte ich das ebenfalls bei den großen Rüstungsfirmen tun, also auch bei Volkswagen, Heckler und Koch, Porsche, MAN, Daimler, Diehl-Defense uvm. Den Interessenkonflikt sehe ich da als Antikapitalist zwar nicht, aber eventuell wird das nächste Werk meines Chefredakteurs mich aufklären.WehrtechnikAntikapitalistMangelde Differenzierung der eigenen Kritik.<

  3. Mit großem Unverständnis habe ich den Artikel „Journalismus statt Populismus“ gelesen. Im Anschluss habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht, ob ich mich mit diesem Kommentar dazu äußern möchte, da ich meine schreiberischen Fähigkeiten fernab der journalistischen Perfektion sehe und dies bei der LA–UNI seit Neuestem ja Anspruch zu sein scheint.
    Dennoch möchte ich auf die Gefahr einer öffentlichen Diffamierung meines Werks einen Versuch starten.
    Besonders vor dem Hintergrund, dass die LA.UNI durch ihr Auftreten in der O-Woche ein völlig anderes Bild nach außen kommunizierte, kann ich die scheinbar öffentlich ausgetragenen Grabenkämpfe der Redaktion nicht verstehen. Die LA-UNI zeigte sich als ein Campusmagazin, welches eine Plattform für am Schreiben interessierte Studierende bieten möchte, auch wenn diese sich mit nicht vor Perfektion strotzenden Artikeln beteiligen möchten.

    Im Folgenden möchte ich die Punkte aufführen, welche mein Unverständnis befeuert haben:
    Der Artikel ist in weiten Teilen sachlich, dies würde nur noch deutlicher werden, wenn man auf Formulierungen wie etwa „poor journalism“, „den Ergüssen eines missverstandenen Linkshegelianers“ usw. verzichten würde.
    Ich habe mich sehr an der Tatsache gestört, dass zum Einen die fehlende Trennung zwischen Meinung und Information kritisiert wurde, zum Anderen aber Kritik an der Kompetenz der Chefredaktion geäußert wurde, die weit über das konstruktive Maß hinaus geht und dadurch auch eine Meinungsäußerung darstellt. Eine derartige Schlammschacht sollte nicht öffentlich ausgetragen werden. Dies zeugt für mich nicht von Kollegialität der Redakteure untereinander. Wäre es nicht ein viel zielführenderes Vorgehen gewesen, diese teilweise berechtigte Kritik an die Chefredaktion direkt zu richten? Und damit den Fokus des Artikels auf reine Informationsvermittlung zu legen um eine Grundlage für die Fakten basierte Diskussion zu schaffen die ja in selbem Atemzug gefordert wird.
    Des Weiteren finde ich es verwirrend wie der Autor, der ja anscheinend die journalistische Perfektion für sich gepachtet hat, trotzdem nicht davor gefeit ist auch selbst Fehler zu machen.

    Der Autor beendete seinen Artikel mit dem Satz:

    „Es wäre schön, wenn das gesellschaftliche Korrektiv im Journalismus weiter erhalten bleiben könnte und nicht durch billige Polemik und Populismus ersetzt wird.“

    Dem möchte ich mich vollumfänglich anschließen. Dennoch halte ich es für eine Notwendigkeit, Kritik nur auf sachlicher Ebene zu äußern und persönliche Diffamierung der Arbeit Anderer außen vor zu lassen. Man sollte immer im Kopf behalten, dass hinter den Namen der Autoren auch Menschen stehen. Besonders deshalb sollte bei aller berechtigter Kritik ein respektvoller Umgangston miteinander gewahrt werden.

    • Hallo Axel, oder wie dein richtiger Name auch sein mag.
      Einen Artikel und einen Kommentar unterscheiden sich vorallem darin, dass ein Kommentar nur so vor persönlicher Meinung strotzen darf. Das von dir genannte Schriftstück ist ein Kommentar. Dieser Umstand und der Hinweis, dass es sich um einen Kommentar handelt sind ziemlich zu Anfang zu finden.
      Den Widerspruch, sich einerseits über spitze Formulierungen zu echauffieren um dann spitze Formulierung zu verwenden, lassen wir einfach einmal im Raum stehen.
      Grüßle
      Bastian Stock

  4. Guten Tag Herr Swinger,

    Schön, dass Sie sich trotz ihrer Bedenken entschieden haben zu kommentieren. Die LA UNI verleibt, wie in den O-Tage dargestellt, ein Ort für Studierende, um sich dem Schreiben hinzugeben und dem Umstand unser Laienhaftigkeit geschuldet, strotzen wir nicht immer mit journalistischen Perfektion. Den Anspruch an uns und die LA UNI informative, lesbare und verwertbare Artikel zu produzieren ist uns aber auch nicht fremd. Ihr Kommentar geht hierbei auf eine wichtige Komponente ein: die Trennung von Meinung und Information. Diese Trennung ist ein Fixpunkt an dem sich jeder Artikel messen muss. Mal klappt es besser, mal schlecht. Hier hilft nur ein Bett aus wohliger Erfahrung.

    Einen friedlichen Dienstag wünscht

    Philipp Hofmann

  5. Hallo Bastian,
    ich übe keine Kritik daran, dass du deine Meinung äußerst. Ich wollte lediglich kritisieren wie du das tust. Da ich denke, dass die LA-UNI mehr Gewinn daran hätte wenn du dein Misfallen über die Arbeit deines Kollegen einfach stecken lässt oder sachliche Kritik an ihn direkt richtest und den Fokus dieses Kommentartikels auf die reine Vermittlung von Fakten legst. Dies wäre nach meiner Ansicht deutlich zuträglicher für die sachliche Diskussion.
    Grüßle
    Axel Swinger

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