Honigsüßer Witz.
Und davor: Stolz. So viel Stolz. So viel Stolz ist da und so viel gewollte Selbstwahrnehmung, die, einmal von der Härte des Lebens eingefordert, sich längst wie ein verhärteter Muskel über Verhalten und Wesen gelegt hat. So viel Glaube ist da, Glaube an sich selbst und die trainierte Gewohnheit, dass die eigenen Erwartungen erfüllt werden. Ständig streckt der eigene Wille sich in die Umgebung aus und manipuliert sie mit seinen unsichtbaren Händen oder erschafft Trugbilder; Illusionen, damit der Mensch, der seinen Willen der Welt aufzuzwingen gelüstet, sich und sein eigenes Bild der Dinge bestätigt sieht. Sicher, das ist wichtig. Sicherheit birgt das Gefühl der eigenen Überlegenheit. Aber es ist auch witzig. Immerhin spendet dieser Versuch, sich von der Welt abzugrenzen, das schöne Gefühl, nicht nur am Leben, sondern auch relevant zu sein, während er das Bewusstsein dabei doch von der Welt erst trennt und die Furcht vor ihr ernährt. Das Bewusstsein sollte dabei eigentlich wissen, dass sich seine Überlegenheit auf einen -milde ausgedrückt- sehr überschaubaren Wirkungskreis erstreckt. Aber dieser muss ihm reichen, denn er ist ihm eben einzig ersichtlich, und darum auch ebenso einzig relevant. Er ist sichtbar, und er ist winzig, birgt aber dennoch alles Wichtige, und insbesondere darum muss ihm wohl übertriebene Bedeutung beigemessen werden – umso verbissener scheint das Bewusstsein die Welt unterworfen und verstanden sehen zu wollen, je weiter entfernt es sich von ihr empfindet. Ob das nun im Umkehrschluss bedeutet, dass wir uns der Erkenntnis über die Welt nähern, je weniger Relevanz wir uns, unserem Streben und unsere Bedürfnissen beimessen? Würden die Dinge sich uns plötzlich als das Eine und große Wahre entpuppen, das wir zwar selten auf intellektueller Ebene, aber doch irgendwo in unserem Kern wahrzunehmen vermögen, wenn wir mal aufhören, zu wollen? Wem sollte das Große und Ganze denn erscheinen, wenn wir uns die Verzerrungen unserer Weltsichten eingestanden haben? Diese Antwort will ungern beantwortet werden, zumal sie eben dafür das Eingeständnis einfordert, dass der Mensch diese bequemende Angewohnheit hat, den Dingen seine ganz und ureigenen Relevanzen zuzuordnen. Schmeichelhafte Relevanzen. Doch nichtsdestotrotz wird das Leben des Menschen vermutlich dieselbe Rolle spielen, wie auch jetzt.
Ob wir das nun witzig finden oder nicht, bleibt wohl den persönlichen Grenzen des Aufgehens in der Welt unterworfen, oder so. Eins ist klar. Vieles wird dem Menschen niemals klar sein, solange er die Welt streng differenziert, um Vieles auszublenden, um einzelne Dinge isoliert zu betrachten. Bisher war er damit ganz erfolgreich, doch viel weiter kommt er damit nicht. Die große Nuss der Nüsse knackt er nicht alleine. Mit seinem wachsenden Bewusstsein um das große Gewebe, das die Erde umgibt und dessen Teil er ist, und mit seinem wachsenden Wissen um die Vergänglichkeit allen Lebens wächst auch sein Verlangen danach, das große Spiel besser zu verstehen. Es muss doch einen Rahmen des Geschehens geben. Oder einen Exit. Einen Joker. Einen Weg vorbei am Tod; einen Weg in die Unendlichkeit. Einen Weg zum Verstehen des Großen und Ganzen. Einen Weg in die Bedeutung. So beschäftigt ihn schließlich sein persönliches Verhältnis zu den uralten Systemen und ihre göttlichen Antriebe, die sein Dasein erst möglich machen, und sein Bezug zu dem Modell der Welt, das er erschafft, während er seine Stellung im Universum vor sich selbst zu rechtfertigen sucht. Da fällt es ihm schon wieder auf. Ob er wirklich richtig steht, sieht er niemals. Aber malen kann er sich die Welt, widdewiddewie sie ihm gefällt. Nice.
So viel Aufwand, um auf sich stolz zu sein. Stolz, und sich selbst so echt mal richtig wichtig. Was das bedeutet? Das weiß schon wieder nur er selbst. Den Witz versteht nur er, oder er versteht ihn eben nicht.
Also warum nicht gleich… einfach witzig?
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