Must Art´s IV

art Karlsruhe

Blick in die Halle 2 der art KARLSRUHE, die ganz im Zeichen der Modernen Klassik und der Gegenwartskunsts steht. Foto: KMK/Jürgen Rösner

Die art Karlsruhe ist ein Sammelbecken, eingefasst in die hangarartigen Gebäude der Karlsruher Messe, unzähliger, renommierter Galerien und einzelner Künstler und lädt diese dazu ein sich zu präsentieren und ihre Kunstwerke zu verkaufen. Feilgeboten werden von Malerei, Editionskunst und Fotografie bis Skulpturen, einige Kunstausprägungen des letzten Jahrhunderts. Viele Druckgrafiken oder Skizzen auf Papier ermöglichen es auch kleineren Sammlern mit beschränktem Budget an dieser Messe Gefallen zu finden. Der Fokus der Messe liegt dabei auf der klassischen Moderne und neuartiger Gegenwartskunst. Jede Galerie hat eine eigenen, geräumigen Platz und ihre eigene Philosophie, welche ihre besondere Sammlerkonzentration von Künstler und Stylen zeigt, mitgebracht. In vier großflächigen Hallen stellen diese 120 europäischen Galerien das Phantasma Kunst jeglichem Besucher aus.

Was dort geschaffen worden ist, ist eine hybride Form der zwischen den Polen sortierter und kuratierter Kunst im Museum und einem wilden Marktplatz. Weder vernimmt man hier die sanfte, andächtige Stille eines Museums, noch hört man das hektische Gefalsche um Preise, noch das Anbiedern der Marktschreier. Das poltrige Auftreten der brachialen, gegen jegliche Wetter gewappneten Marktmenschen würde nicht zum zarten Selbstverständnis der Kunstbranche passen. In Museen wirken die Werke wie durch einen unsichtbaren Lack abgeschirmt. Sie sind unnahbar, wie von höheren Mächten erschaffen und drapiert. Die art erlaubt eine erweitere und persönlichere Auseinandersetzung mit den Werken.  Hier wird eine intimere Beziehung zu den Werken erschaffen. Sie schafft es die verschiedensten Kunstausprägungen der letzten 120 Jahre innerhalb dieser Hallen zu präsentieren, ohne dabei in die belehrende oder erkenntnisvermittelnde Gefahr von Museen schreiten zu müssen. Die Werke wollen eben auch verkauft werden.

Es geht gesittet zu. Ein leichtes, nicht aus dem Ohr zu vertreibendes Raunen füllt die Hallen. Überall hört man es, nirgendwo stört es. Es belebt die hohen Hallen der Messe. Ihre hangarartige Architektur, die eine unglaubliche Fülle Richtung Himmel entfaltet, das helle Holz der Decken, die durchweg aufmerksame und strahlende Beleuchtung und die puren, weißen Zwischenwände, welche die kleinen Galeriekomplexe formen, lässt den Besucher immer wieder vergessen, dass man sich in einer gewaltigen Halle mit einer riesigen Anzahl an Besuchern befindet. Das Gefühl Kunst zu entdecken wird durch den verwickelten und immer wieder variierenden Anordnung der weißen Galeriezwischenwände erzeugt. Hinter jeder Ecke sind neue Bilder, welche davor nicht ersichtlich waren, zu sehen. Nie ist erkennbar, ob es dort einen Durchgang gibt oder man sich in einem weiteren kleinen, fast abgekapselten Raum befindet. Hier wird es eng. Die körperliche Nähe zu den Kunstwerken lassen die Kunst anders erfahren. Trotz den Massen und dem Gedränge auf den Hauptfluren, ist man hier etwas abgekapselt und mit dem Werk oft in einer Zweisamkeit gefangen. Der freiwillige, meterweite Abstand, welchen man rücksichtsvoll zu den anderen Besuchern einnimmt, verschwimmt. Man vergisst in diesen kleinen Kammern, schnell die Halle, welche man erst wieder betritt, wenn man aus diesem Labyrinth auf einen der großen, strukturierenden Gängen tritt, welche die Landschaft einteilen. Große Skulpturenplätze durchbrechen die Enge der Gänge und geben einem Luft zu Atmen. Sie lockern durch die Weite des Raums und die Modifikation des Betrachtens den Zuschauer auf. Ein seichtes Ausruhen und Dämmern ist dem reizüberfluteten Geist dadurch möglich.

Die Menschen auf und in der Messe kleiden sich bewusst. Die unzähligen Sakkos der Männer und die Blusen der Frauen beherrschen das stylische Beisammensein. Kleider machen den Geldbeutel. Potenzielle Käufer oder einfacher Kunstliebhaber, der abschätzende Blick ermöglicht die schnelle Unterscheidung. Buntschreiende, mit Formen und Mustern experimentelle, zum exzentrischen Höhepunkt gesteigerten Styles blitzen immer wieder dazwischen auf. Funkelnde Halsketten oder voluminöse Hüte sind die Ausrufezeichen dieses Schlags. Oft sind es die ausstellenden Künstler, welche mit ihrer Mode ihren Charakter und ihre Selbstdarstellung unterstreichen wollen. Die zahlenden, gut gekleideten Besucher kommen eben um auch die Künstler zu treffen und zu sehen. Künstler sind für Sie auch immer Paradiesvögel. Das Andersartige, Verwegene fasziniert sie. Aber auch verwegene Kunstsammler oder Liebhaber lassen sich in den außergewöhnlichsten Farb-und Formkombinationen erleben. Es geht auf der Messe nicht nur um die Gemälde, es ist auch ein Schauplatz für alle Beteiligten untereinander. In den Kojen geht es geradezu familiär vor. Galeristen, Journalisten und ihre Kunden kennen sich oftmals persönlich, aber auch neue Besucher und Gäste werden herzlich empfanden. Der Kunstmarkt ist eben kein Massenmarkt. Die Leidenschaft zur Kunst verbindet sie. Diese gemeinsame Basis ermöglicht einen regelrecht freundlichen Austausch. Es geht auf diesem Markt noch um den persönlichen Verkauf. Hier hat der Verkäufer noch seine ureignen Form, die der Beratung und Umgarnung des Kunden. Die Kaufwahl des Kunden ist hier noch nicht im Voraus gegeben. Sie wird im Verlauf des Geschäftes geklärt. Zusammen ergeben die Gespräche, das Staunen, das Abschätzen jenes zarte Rauschen, was die art Karlsruhe federleicht umschwirrt.

Der junge Nachwuchsstar der deutschen Kunstszene Leon Löwentraut, ist einer vieler Künstler, die in der art eine Chance zum Pflegen von nationalen und internationalen Beziehungen und dem Verkauf von Werken sehen. Seine Werke sind mit seinen großformatigen, durch kräftige und helle, meist flächige Farbe dominierte Bilder, welche mit einem Gerüst aus präzisen zumeist weißen Linien vage die umreißenden Formen von Menschen bilden und die Bilder so zu abstrakten Portraits werden lassen, ein Augenmerk dieser Messe. Die Gemälde sind wuchtig. Der wilde Einsatz von Formen und Flächen oder einrahmende Linie verleiht ihnen Pfeffer. Das bunte Treiben wirkt belebend. Der Ausbruch aus der Alltäglichkeit und der Gewohnheit im Leben daheim und der darauffolgenden Rückkehr ins Atelier, inspiriert ihn zu den meisten Werken. Der Wechsel aus dem Exotischen in die Alltäglichkeit, setzt sein Herz und seinen Kopf in Bewegung. Diese beiden Faktoren pushen sich im Zwiegespräch zu neuen Variationen seines Stils auf. Sie schreiben gemeinsam seine Ästhetik. Der Wechsel ist der zündende Initiator. Seine weiteren Ziele als Künstler sind für Ihn klar gesteckt. Das langsame, auf Qualität bedachte, weitere Aufbauen seines Gesamtwerks soll mit dem krönenden Ziel einer Ausstellung in der Stadt in New York veredelt werden.

art Karlsruhe ist somit jedes Jahr nicht nur der Treffpunkt von Käufern und Galerien, sondern auch für jeden Kunstliebhaber. Die unbeschreibliche Fülle an Werken, welche Reizüberlastung zu einem Dauerzustand werden lässt, wenn keine regelmäßigen Pausen eingelegt werden, lässt einen auf der viertägige Messe, immer neues entdecken. Von neusten Arbeiten der Gegenwartskunst bis zu den deutschen Expressionisten der Brücke oder den blauen Reitern ist für das Auge viel geboten. Der intensive Kontakt zu den Werken, mit der ständigen Möglichkeit im Hinterkopf, dass die Gemälde käuflich sind, lässt ein bindendes Gefühl von Kunstnähe entstehen. Jedem Kunstliebhaber mit oder ohne Sparkonto ist die Messe zu empfehlen. Ihr Termin ermöglicht es, Sie in die Semesterfreizeitgestaltung einzubringen.

 

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