How to survive in the West – Studieren ohne BAföG und wohlhabende Eltern

Hi mein Name ist Yann und ich möchte mit Euch über Geld sprechen. Über Geld sprechen ist in Deutschland in der Regel der absolute Gesprächskiller.
Ich möchte aber über Geld sprechen, so offen wie möglich. Dazu möchte ich meine eigene finanzielle Situation und diese Reportage nutzen.

Meine finanzielle Situation: Ich arbeite derzeit in drei Jobs/Nebentätigkeiten, um mir mein Studium zu finanzieren. Die kosten mich zwischen 70-80 Stunden
im Monat und bringen mir insgesamt 650 Euro ein. Da ich durch meine Zeit im AStA mein Studium verzögert habe, bekomme ich kein BAföG und Kindergeld
mehr und muss meine Krankenversicherung selbst bezahlen. Damit stehen mir monatlich exakt diese 650 Euro zur Verfügung. Fix gehen davon monatlich
220 Euro für Miete (relativ günstig, war aber auch nicht einfach zu finden), 95 Euro für die Krankenversicherung und 35 Euro für den Handyvertrag, also insgesamt
350 Euro ab. Es bleibt ein Budget von 300 Euro übrig, von dem alle anderen Anschaffungen (insbesondere Essen) getätigt werden müssen. Durch ein paar
Ersparnisse aus den „fetten Jahren“ war das in den letzten Monaten noch etwas höher, diese neigen sich nun aber einem Niveau zu, auf dem ich sie
halten sollte, um für unerwartete Ausgaben und einen Studienortswechsel zum Master gewappnet zu sein.

Wenn ich die 300 Euro meines Budgets durch die 30 Tage eines Monates teile, stehen mir pro Tag genau 10 Euro zur Verfügung. Da sich momentan meine
Erwerbssituation nicht zwangsläufig bessern wird und ich durch den angepeilten Ortswechsel für potentielle Arbeitgeber ungefähr so attraktiv bin wie Jerome
Boateng als Nachbar für Alexander Gauland, muss ich meine Ausgaben ab jetzt strikt einschränken. Wobei ich lieber nicht mit 10 Euro pro Tag rechne,
sondern mit 6, um eine kleine Reserve für unerwartete Ausgaben zu haben und im besten Falle sogar noch etwas ansparen zu können (zum Beispiel für das
Semesterticket oder Rückmeldegebühren).

Den ganzen Prozess werde ich einen Monat lang festhalten und nachvollziehbar machen. Nicht weil ich Mitleid möchte oder mich für besonders schlimm vom
Leben gefickt halte, bei weitem nicht. Ich glaube eher, dass es genug andere Menschen unter Euch gibt, denen es ähnlich oder schlechter geht und ich möchte
eine Möglichkeit schaffen, sich darüber auszutauschen und auseinanderzusetzen.

Dazu werde ich pro Woche ein Fazit schreiben und hier veröffentlichen, sowie auf Facebook hin und wieder kurze Beiträge über die Seite der La-Uni teilen. Ich freue
mich ausdrücklich über eigene Erfahrungen von Euch, Fragen oder Kritik. Die könnt Ihr sowohl als Kommentar unter den Artikeln/Beiträgen abgeben oder per E-Mail
an mich schicken: yann@la-uni.org. Gerade bei einem so tabuisierten Thema wie dem lieben Geld kann ich vollkommen verstehen, wenn Menschen lieber anonym
bleiben möchten, daher werde ich alle E-Mails auch so behandeln.

 

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