Must Art´s VIII –Museum für Stadtgeschichte in Landau-

Maximilianstraße 7. Ein stilles Gebäude, welches auf dem Weg raus dem Bahnhof hinaus Richtung Stadt gerne mal übersieht. Ein graues Gebäude aus der Gründerzeit. Es ist das alte Postgebäude, wie die Homepage der Stadtverwaltung Landau verrät. 

Hinter den grauen und zurechtgeschlagenen Bruchsteinen befindet sich das Archiv der Stadt Landau. Ihre analoge Informationssicherungsstelle. Eine Anlaufstelle für alle Forschenden und Interessierten, welche sich in die papiergetragene Stadtvergangenheit stürzen wollen. Ohne eine Seminar- oder Forschungsarbeit im Rücken oder aus dem inneren Antrieb des Heimat- und Ahnenforschers schafften es nicht viele Menschen über die Türschwelle. Ende des Jahres 2018 eröffnetet dort nun im Dachgeschoss das Museum für Stadtgeschichte. Es ist die erste Möglichkeit, nebst der wachsenden Zahl von Informationstafeln zur Festungsanlage in der Innenstadt, die lange Geschichte der Stadt „Landes Aue“ in einem aufgearbeiteten und komprimierten Format zu erforschen. Der Fokus des Museums liegt auf dem geschichtlichen Sonderfall der Stadt als Grenzstadt zwischen Frankreich und Deutschland.

Unter den hellen, weißen Fachwerkbalken ist ein großer Ausstellungsraum entstanden, in welchem sich die Ausstellung kreisförmig in den Raum hineinschmiegt. In der Mitte des Raums als räumliches und beeindruckendes Herzstück der Ausstellung ist das historische Festungsmodell der Vaubans Festungsanlage Landau zu sehen. Genaueres zur Entstehung und dem Werdegang der Festung erfährt man durch einen zuschaltbaren Audio-Guide, welcher einzelne Episode der Festung abhandelt. Durch geschickt eingesetzte Lichttechnik, welche die Erzählung mit den Orten auf dem Modell verknüpft, erhöht sich die Immersion und wird ein Stück weit lebendige Geschichte. Bezifferte Zeittafeln zu der wichtigen Station der Stadtgeschichte mit kurzen, prägnanten Texten und witzigen Anekdoten führen den Besucher geschickt von der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1274 bis zur Landesgartenschau im Jahr 2015. Unterstützt durch zahlreiche alte Stadtpläne, Urkunden, Briefwechsel, Münzen und Kleidung wird die nicht-erfahrene Vergangenheit in den Vorstellungsraum der heutigen Menschen gerückt. In der Moderne angekommen gibt es kleine digitale Rundgänge mit Bildern zum damaligen Stadtgeschehen unter den Nazis oder nach dem Krieg. Die Auswahl der Ausstellungstücke und deren raffiniert Darstellung ermöglichen einen intensiven und gut ausgearbeiteten Einblick in die Vergangenheit der Stadt Landau. Hier wird auf kleinem Raum groß Geschichte vermittelt.

Leider ist der Verlauf der Ausstellung nicht immer intuitiv und klar ersichtlich. An manchen Abschnitten ist die chronologische Reihenfolgen entgegen der Laufrichtung, weshalb es zu Zeitsprüngen innerhalb der Ausstellung kommt. Ein einfacher Blick auf die Nummerierung der Tafel schafft, aber direkt wieder Klarheit. Auch wirkt die Ausstellung auf den ersten Blick überfrachtet. Sie ähnelt einem überfüllten Dachboden mit Relikten. Das klare und strukturierte Konzept der Ausstellung verhindert bei näherer Betrachtung diesen Verdacht allerdings schnell wieder.

Warum sollte man sich ein Stadtmuseum ansehen? Woher kommt die Motivation? Wo bezieht es seine besondere Anziehungskraft her?

Der Fall liegt hier anders als bei einer Großstadt. Es ähnelt eher dem spezifischen Verhältnis zum jeweiligen bewohnten Viertel der Großstadt. Die Bezugspunkte sind beim abgegrenzten Viertel oder einer Kleinstadt klarer und sichtbarer als bei der anonymen Großstadt. Das Verhältnis ist damit einfacher emotional zu fassen und zu erleben. Das Leben und Wohnen erzeugt ein inneres, vibrierendes Verhältnis zur der Stadt. Ein Bezug der sich mit zunehmender Zeit als ein intim beschreiben lässt. Durch die geringe Größe Landaus läuft, fährt und schlendert man immer wieder an denselben Ecken, Straßen und Gebäuden vorbei. Diese Orte prägen sich ein. Es entsteht ein Gefühl von Vertrautheit mit seiner Umgebung. Eine Bindung zu dem vielfältigen Sammelbegriff Namens Stadt entsteht. Dieser Prozess ist unvermeidlich und unaufhaltsam. Er weckt ein geschichtliches Interesse, was früher oder später mit einem Besuch im Museum befriedigt werden sollte. Ein lohnenswerter Ort für all jene, die ein paar Jahre in der Südmetropole Landau verbringen.

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