Inmitten von Sonne, inmitten von Reben, inmitten der Pfälzischen Rheinebene südöstlich der Haardt liegt Landau. Ikonisch auch mit dem Beinamen „in der Pfalz“, damit auch alle sicher sein können, am richtigen Ort gelandet zu sein. Schließlich gibt es ebenfalls eine Stadt namens Landau, allerdings an der Isar in Bayern und gerüchteweise soll es schon vorgekommen sein, dass sich angehende Studierende nach Koblenz verirrt haben, obwohl sie zweifelsohne an der Universität Koblenz-Landau immatrikuliert waren (oder sind) – nur eben am Campus Landau.
Ist man nach der namentlichen Verwirrung gut in der Pfalz – genauer noch: der Südpfalz – angekommen, fällt zunächst die Landschaft ins Auge. Zu allen Seiten befinden sich die Weinreben der zweitgrößten Weinbauregion Deutschlands mit etwa 23.000 ha Anbaufläche (nur Rheinhessen hat mit 26.500 ha mehr) oder Felder verschiedenster Art für Getreide und Gemüse. Vieles wächst und gedeiht, angefangen von Trauben über allerlei Obst hin zu Feigen und Pfirsichen – erwähnt sei unbedingt der Name „Toscana Deutschlands“, der Region sowie Klima treffend beschreibt. Wem sich das zu warm anhören mag, kann sich beruhigen: Im Westen liegt das anfangs erwähnte Haardtgebirge sowie das Dahner Felsenland, welche Teil des Pfälzerwaldes, dem größten deutschen zusammenhängenden Waldgebiet, sind. Dort sollte Schatten zu finden sein. Letztlich wird es aber nach Sommer und Herbst auch hier kalt, frostig und schneeweiß. Es ist manchmal eben nur der Name und nicht wirklich Italien.
Ein Grund zur Traurigkeit ist das allerdings nicht, schließlich gehört das Traurigsein ohnehin eher weniger zur Pfälzer Lebensart. Wenn der Herbst Einzug hält, geht man mit dem Kanister zum Winzer und kauft sich neuen Wein, isst dazu Zwiebelkuchen und erzählt mit Freunden. In Landau selbst wird im Oktober auf dem Rathausplatz auch anlässlich eben jenem das „Fest des Federweißen“ gefeiert. Ein paar Wochen später, ab Ende November kann dort auch wieder aus großen „Dubbegläsern“ Wein getrunken werden, jetzt jedoch rot und heiß auf dem „Thomas-Nast-Nikolausmarkt“. Die Zeit zu den anderen großen Festen in Landau, den Mai- und Septembermärkten sowie dem Stadtfest „Landauer Sommer“ überbrückt man gerne mit der typischen Rieslingschorle aus den auf den ersten Blick vielleicht an Blumenvasen erinnernden Gläsern. Der Wein bringt hier die Menschen zusammen und da man sich nicht durstig trinken will, sind die Gläser eben etwas größer als anderswo. Nicht umsonst gibt es den Spruch: Eher soll die Welt verderwe als vor Dorschd än Pälzer sterwe (zu deutsch: Eher soll die Welt verderben als vor Durst ein Pfälzer sterben).
Abseits von Wein und Natur wartet Landau auch mit einer historischen Stadtkulisse auf. Viele der Gebäude in der Innenstadt stehen unter Denkmalschutz und spiegeln oftmals den Glanz der Gründerzeit des Kaiserreichs sowie den Einfluss des nahen Frankreichs wider – Villen reihen sich neben ihresgleichen, das Rathaus steht neben altem Kaufhaus wie ein kleines Schloss. Wer etwas tiefer in die Geschichte tauchen will, kann die Reste des Forts bewundern, inmitten dessen der heutige Campus der Universität liegt, inklusive einem Bismarckturm. Noch weiter lässt sich die Zeit nur noch mithilfe des stolzen Alters der Stiftskirche von fast 700 Jahren zurückdrehen. In jüngerer Vergangenheit hat sich Landau vor allem aber auch als Blumenstadt einen Namen gemacht: 1949 fand hier die Südwestdeutsche Gartenschau sowie 2015 die Landesgartenschau statt. Sowohl das floristische als auch das historische Stadtbild werden durch einige Parks abgerundet.
Landau in der Pfalz ist keine Großstadt, doch Mannheim und Karlsruhe liegen nicht weit entfernt und ein Nachtleben hat die Stadt dennoch zu bieten: Kneipen, Bars, Clubs und Weinfeste sorgen nicht immer für kurze und noch weniger für trockene Nächte. Und nicht zuletzt findet man sich hier schnell zurecht. Es muss nicht immer eine Großstadt sein, nicht immer die rasend schnelle, technologische Entwicklung, nicht immer der Rummel der großen Welt. Davon wird auch hier niemand verschont, Veränderung eilt in die letzten Ecken des Planeten. Persönlicher Entwicklung bedarf es auch an Zeit, Entscheidungen, die ein Leben lange Zeit prägen können, wollen gut überlegt sein. Wichtig sind auch Orte, die Ruhe und Impulse an den richtigen Stellen geben. Und Landau kann ein solcher Ort sein.
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