Landau – Bonjour im Quartier Vaubans!

Der Stadtplan von Landau im Jahr 1731. Gut zu erkennen ist der Rathausplatz in der Bildmitte und das Fort auf der linken Seite.

Die Stadt Landau in der Pfalz liegt, umringt von Weinbergen, in der Südpfalz und gehört damit heute auch zu Deutschland. Dies war jedoch nicht immer so. Ein Überblick über eine Geschichte, die ebenso deutsch wie französisch ist – und einzigartig für eine Stadt unserer Republik.

Landau ist französisch geprägt. Das fällt schnell auf, wenn man an einem sonnigen Tag durch die Straßen der pfälzischen Kleinstadt schlendert. Es sind nicht nur die weintrinkenden Menschen vor den Cafés, Restaurants und Bars, welche an die französische Lebensart erinnern, es sind auch Straßennamen (Galcisstraße) und Ortsbezeichnungen (das Wohnheim „Quartier Vauban“). Vor allem aber bestimmte Straßenzüge und Gebäude lassen, wenn man aufmerksam ist, auf eine wechselhafte Vergangenheit schließen.

Noch heute lassen sich deutliche Spuren der französischen Vergangenheit entdecken. Dafür ist die Universität selbst eines der besten Beispiele: Der Campus liegt inmitten des ehemaligen Forts und viele Außenstellen verteilen sich aus Platzgründen über die Stadt – und auch in ehemalige französische Gebäude. Landau ist deutschlandweit die Stadt, die am längsten zu Frankreich gehörte.

Landau als Spielball der Mächte

Die französische Zeit in der Neuzeit beginnt bereits im Jahr 1644. Zu diesem Zeitpunkt besetzten die Truppen Louis XIV. zum ersten Mal die noch mittelalterlich geprägte und von einer stattlichen Stadtmauer umgebene Reichsstadt – vorerst bis 1650. Nach dem 30-jährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 wütete, blieb Landau zunächst formal Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Doch das Interesse der absolutistischen Monarchie an der Stadt war ungebrochen.

Durch den Friedensschluss von Nymwegen 1679 wurde Landau vom Reich losgelöst und erhielt ein Jahr darauf eine ständige französische Garnison. Wenige Jahre später erhielt der wegweisende Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban den Auftrag, die Stadt zur Festungsstadt auszubauen. Das Fort wurde von 1688 bis 1691 errichtet, was die Kleinstadt in eine Reihe von befestigten Bastionen an der Nordostgrenze von Frankreich integrieren sollte. Weitere Festungen waren etwa Hagenau, Fort-Louis, Bitsch, Pfalzburg und Saarlouis.

Plan der Festungsstadt mit dem anliegenden Fort.

Die Stadt war lange Zeit Teil Frankreichs und erlebte den Absolutismus ebenso wie die Französische Revolution. Die endgültige Niederlage des „Kaisers der Franzosen“, Napoleon Bonaparte, und die folgende Zeit der Restauration bedeutete, wie für das restliche Europa, eine Zäsur für Landau: Die französische Zeit war 1816 vorüber. Doch die Spuren blieben unverkennbar. Nach der Reichsgründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 und der fortschreitenden Waffenentwicklung begann man ab 1880 die obsolete Festung zu schleifen und die Stadt auszubauen.

Dieser Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts hat Landau heute noch viel von seinem Erscheinungsbild zu verdanken: Die Ringstraßen wurden angelegt, prächtige Bürgerhäuser erbaut. Straßennamen wie die Glacis- (Glacis = einer Festung vorgelagertes, ungedecktes Gelände) oder Lazarettstraße, An 44 (benannt nach dem Festungswerk Nr. 44) oder Am Bürgergraben zeugen von der ehemaligen Festungsstadt. Aber auch die markanten Grundrisse von Nord-, Luitpold- und Goethepark verweisen auf vergangene Zeiten.

Deutsch-französische Vergangenheit und europäische Zukunft

Die deutsche Aggression im 20. Jahrhundert führte letztlich zu zwei Weltkriegen – und in der Konsequenz zu erneuter französischer Militärpräsenz: Zunächst von 1918 bis 1930, dann von 1945 bis 1999 waren Soldaten in der Südpfalz stationiert. Doch nach den Schrecken der Kriege wollte man sich nicht mehr sinnlos bekriegen. Es gab Bestrebungen zur dauerhaften Friedenssicherung auf europäischer Ebene. 1963 wurde die deutsch-französische Freundschaft durch den Élysée-Vertrag besiegelt.

Landau kann sich in diesem Zusammenhang rühmen, wegweisend und visionär für eine europäische Verständigung gehandelt zu haben: Bereits 1960 kam es zu einer ersten Städtepartnerschaft mit Ribeauvillé, 1963 folgte Hagenau. Zu diesem Zeitpunkt war der Zweite Weltkrieg noch keine zwanzig Jahre vergangen. Regelmäßig findet Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern statt (etwa durch das Max-Slevogt-Gymnasium) und erst 2020 wurde das freundschaftliche Band zum 60-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft symbolisch durch eine gemeinsame Baumpflanzung gewürdigt – trotz Pandemie.

Heute profitiert Landau in der Pfalz in vielfacher Hinsicht von seiner wechselhaften Vergangenheit zwischen deutscher und französischer Nation. Und dies nicht nur durch ein traumhaftes Stadtbild, sondern auch kulturell: Im Jahr 2019 fand etwa das Festival des Bouquinistes et des Artistes in Anlehnung an die Buchstände an der Seine statt und seit einigen Jahren füllt regelmäßig die Fête de la musique die Straßen der Stadt. C’est magnifique!

Historische Galerie (zum Vergrößern klicken)


Quellen
https://www.landau.de/Leben-Wohnen/Stadtportrait/Stadtgeschichte/ (Zugriff: 01.02.2021)
https://www.landau.de/Leben-Wohnen/Stadtportrait/Stadtgeschichte/Festung/ (Zugriff: 01.02.2021)
Bildquelle: Stadtarchiv Landau


Weiteres zu Landau bei der La-Uni:
http://www.la-uni.org/2018/10/28/landau-impuls-und-ruhe/
http://www.la-uni.org/tag/landau/

Mehr Historisches zu Landau:
https://historischer-verein-landau.de
https://www.festungsbauverein.de

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