Wenn alles anders wird

Hey du, hey Ersti.
Ich weiß, es ist anders.

Ich würde dir folgendes auch lieber von Angesicht zu Angesicht sagen. Ich würde auch lieber ein kühles Blondes mit dir trinken und dir angeheitert vorlallen, wie toll doch alles werden wird. Ich würde auch gerne gemeinsam mit dir über die O-Phase lachen, dir zuhören, wie du erzählst, in welcher WG du gestern Abend irgendwie, mit irgendwem, irgendwas getan hast. Ich würde dir gerne persönlich eine starke Schulter bieten, wenn es dir kurz oder auch mal länger über den Kopf wächst. Ich würde auch gerne mit dir in der Sonne auf dem LGS liegen und Dummheiten begehen, die du den neuen Erstis erzählen kannst. Ich würde dir das alles und noch so viel mehr gönnen. Aber es ist eben alles anders.

Wir schnaufen jetzt beide einmal kräftig durch und lächeln. Du für dich und ich für mich. Mal ganz breit. Prima.

Und jetzt, aufgepasst. Anders ist unbequem und fremd. Aber ich verspreche dir, ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht – anders ist nicht schlecht. Anders kann verdammt cool sein. 2020 ist historisch. Egal, was jetzt in dieser Zeit passieren wird – es ist geschichtsträchtig. Du hast das Glück, eine O-Phase zu erleben, wie sie niemals jemand vor dir erlebt hat und wohl auch niemand mehr nach dir erleben wird. Du erlebst Wandel, Innovation, Krise und Kreativität. Grundlegendes wird umgeschrieben. Das ist unsere Chance selbst ein paar Zeilen zu formulieren. Lass es uns wagen und eine neue Perspektive finden. Und dann feiern wir sie.

Erstmal ehren wir die Vorstellungen einer perfekten O-Phase der Vergangenheit: Neugier, Nervosität, Neuerungen hemmen vielleicht erst, treiben dann an. Neue Gesichter, neue Straßen, neue Erfahrungen. Bestimmt viel Alkohol, Smalltalk, Verwirrung. Schlussendlich – Orientierung. Die Eckdaten haben Bestand. Der Rahmen zerfällt. Aus Rallyes, Partys, Schnupperstunden werden jetzt Skypecalls, Onlinedokumente, Social Media. Möglicherweise bedeutet das Verzicht, vielleicht sogar das Gefühl allein gelassen zu sein. Daran schrauben wir jetzt. Zu allererst: Du bist nicht allein! Du erlebst diese Zeit nicht allein, mindestens deine Kommilitonen durchleben das gleiche Tief. Wenn das nicht verbindet und Gesprächsstoff bietet bei einer aufregenden Runde online StadtLandFluss oder um den Chatverlauf einer Whatsappgruppe zu pimpen, weiß ich auch nicht. Dann bist du nicht allein, weil wir an dich denken. jede*r einzelne, der/die an der digitalen O-Messe mitarbeitet, denkt an dich und freut sich auf dich! Und das mit jedem Tag mehr, den sich die persönliche Begrüßung nach hinten legt. Anfang und Einfinden können super herausfordernd sein, wir tun unser Möglichstes, dir da als FreundIn beizustehen. Trauen wir uns, die neuen Medien auszuprobieren und neue Wege kennen zu lernen. Machen wir uns das Fremde vertraut. Genießen wir den Austausch auf diese digitale Art und Weise.

Das ist ein Prozess, der einem auch in der individuellen Entwicklung viel bringen kann. Lassen wir es zu. So wird aus vermeintlichem Verzicht, wieder einfach nur anders. Und wenn wir kreativ genug, stark genug, solidarisch genug an diese Zeit herangehen, dann kann anders auch ne Menge Spaß bedeuten. Anders kann heißen, die neuen Gesichter in kleinen Fenstern auf dem Bildschirm zu sehen. Mit dem kühlen Blonden in der Hand, in dem neuen Zimmer. Vielleicht sogar im großen Luxus, ohne Hose. Anders kann heißen, alleine die neuen Straßen zu erkunden, sich die Zeit zu nehmen, für sich anzukommen. Sich selbst zu spüren in dieser neuen Stadt. Unaufgeregt und leise. Aber nachhaltig. Erste Rückzugsorte zu finden. Anders wird heißen, neue Erfahrungen zu machen. Für die eigene Erinnerungsbox. Mit einem gewissen Blues, aber trotzdem melodisch. Anders wird gut. Weil wir es gut machen können. Wirst sehen. Und irgendwann liegen wir dann auf der Wiese auf dem LGS und machen Dummheiten. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute, eine Menge Optimismus, Weitsicht und ein breites Lächeln.

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