Es ist wichtig, das Vorgehen von Deutschland und der EU an den EU-Außengrenzen zu benennen! Was wir dort sehen, ist klarer Rassismus!
Die Menschen im Geflüchtetenlager in Lipa in Bosnien oder im Geflüchtetenlager Karatepe auf Lesbos haben weniger Wert, oder scheinen weniger Wert zu haben. Ihre Rechte sind im Vergleich zu ihren europäischen Mitmenschen nicht so wichtig.
Seit Jahren werden geflüchtete Menschen in Flüchtlingscamps zusammengepfercht und von der deutschen Regierung mit der Begründung der Suche nach einer „europäischen Lösung“ hingehalten. Währrenddessen müssen die Menschen, die Schutz am dringendsten nötig hätten, in bitterkalten Wintermonaten in den Lagern ausharren. Auf eine europäische Lösung lässt sich noch lange warten!
Es fehlt schlichtweg der Wille der Politiker:innen etwas zu tun.
Denn, wie wir zu Corona-Zeiten gesehen haben: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und da ist auch Geld.
Wie leben in einer Welt, in der so mancher Schein trügt! Wir wachsen mit dem Gedanken auf, dass wir uns nur anstrengen müssen, und alles erreichen können, unabhängig davon wer wir sind. Jeder Mensch in Deutschland ist schließlich gleich wichtig und die Menschenrechte werden hochgehalten.
Doch umso genauer wir hinschauen, desto mehr bröckelt die Fassade und es wird sichtbar: Deutschland hält die Menschenrechte nur für gewisse Personengruppen hoch, so wie die Polizei auch nur gewisse Personengruppen „schützt“.
Der Wohlstand Deutschlands und des globalen Nordens gründet auf Ausbeutung des globalen Südens. Hierbei geht es um angebliche Versorgungssicherheit, damit die Menschen im globalen Norden auch ja alles erhalten, was sie brauchen. Länder des globalen Südens wurden kolonialisiert, und die Rohstoffe wurden für sich beansprucht. In Berlin wurde Afrika in Raubzonen eingeteilt. Und heute werden die afrikanischen Staaten bezahlt, dass vor Armut, Klimakrise und Krieg flüchtenden Menschen daran gehindert werden, nach Europa zu kommen.
Die in Deutschland lebenden Migrant:innen, geflüchteten Menschen, Aktivist:innen erhalten Repressionen. Racial Profiling ist Tagesordnung. Und erst Anfang Januar wurden Menschen aus Köln in einem Charterflug nach Afghanistan abgeschoben – wo gerade Krieg herrscht. Die Menschen werden mitten in der Nacht von der Polizei geweckt. Sie müssen in Abschiebehaft, und werden gezwungen, in ein Kriegsland zurückzukehren, Menschen, wie du und ich. Und meine Familie und ich, wir bekommen davon gar nichts mit, denn es passiert unsichtbar. Die Medien berichten nicht darüber. Es gibt keinen großen Aufschrei. Alle sind mit sich selbst beschäftigt. Studium, Karriere, Geld verdienen, Konsum, Familie, 40-Stunden-Woche…
Diese Vereinzelung hat System.
Wir werden abgelenkt. Der Wohlstand macht gemütlich! Dinge einkaufen, Essen gehen, fernsehen – das lenkt ab. Und schon in der Grundschule lernen wir, dass es Regeln gibt. Und schnell vergessen wir, diese zu hinterfragen. Wir lernen, klein zu denken, und klein zu leben; in Grenzen.
Wir denken, dass dieses Modell das Beste ist, was es gibt. Und es geht uns ja alles nichts an. Und im Vergleich geht es uns ja auch gut. Es werden Ängste geschürt, und Bedürfnisse geschaffen, die wir vorher gar nicht hatten. Die komfortable Blase soll ja nicht verlassen werden. Politisch sein – das ist unangenehm. Und dafür haben wir ja eigentlich auch gar keine Zeit. Ich stehe schließlich kurz vor einer Gehaltserhöhung! Und so gut geht es mir wiederum auch nicht. Der Alltag ist anstrengend genug und die Miete ist teuer. Und hier in Deutschland gibt es ja auch noch Einiges zu tun!
Der Kapitalismus ist überall…
ob im Gesundheitssystem, im Altersheim, den Schulen und der Arbeitswelt, oder in der Obdachlosigkeit. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Es geht um soziale Gerechtigkeit in allen Bereichen, an den Außengrenzen, bei Menschen auf der Flucht, wie auch in Deutschland, bei der Rente der Menschen!
Es sollte nicht um Profit und Gier in unserer Welt gehen, sondern um Werte, Moral und Solidarität!
Alle sagen, die Wirtschaft sichere unseren Wohlstand, unser Wohlbefinden. Doch wir alle würden locker mit viel weniger klarkommen. Wenn wir solidarisch stehen würden! Und Besitztümer abgegeben werden würden. Es würde für uns alle lang genug reichen.
Und auch der Platz reicht vollkommen. Die gesamte Weltbevölkerung passt sitzend auf Malta! Und das, das ist nicht radikal, das ist gesunder Menschenverstand und diesen müssen wir endlich auch nutzen!
Das Unrecht macht auch während Corona nicht halt.
In Corona-Zeiten sollten wir solidarisch zusammenhalten! Doch wir sind gezwungen, hier zu stehen. Es wird weiterhin abgeschoben, gekündigt, Wirtschaftsinteressen durchgesetzt; auf Kosten von Mensch und Natur. Sei es das fahrlässige Ignorieren, der an den Außengrenzenlebenden Menschen oder das im Januar begonnene Abreißen von Lützerath, einem Dorf in NRW für den Kohlebau Garzweiler. Sei es riesige Polizeieinsätze bei der Rodung von Wäldern für Autobahnen oder die Pflicht wichtige berufliche Meetings trotz Coronarisiko vor Ort zu besuchen, statt eines solidarischen Lockdowns für alle, in der für kurze Zeit alles still steht. Doch anstelle davon wird lieber ein Scheinlockdown präferiert, der nur für die Freizeit der Menschen gilt, aber bei der Arbeit eine Ausnahme macht. Dies trägt zu einer viel längeren Zeitdauer der Pandemie bei, auf Kosten der Bevölkerung! Auf lange Sicht hat das weitreichende Konsequenzen für das psychische Wohlbefinden von Kindern, Erwachsenen und Senior:innen! All dies zeigt, es wird mit zweierlei Maß gemessen.
Lasst uns daher umso lauter sein.
Lasst uns genauer hinschauen, kritisieren und aktiv werden! Jeder einzelne Mensch hat unglaublich viel Macht in sich, in jeder Entscheidung, die dieser Mensch trifft. Und erst recht, wenn sich dieser Mensch mit anderen in einem Kollektiv zusammentut.
Unsere Sozialisierung in der Gesellschaft, die vorgekaukelten Konventionen, und das kapitalistische, rassistische, patriarchale, profitgeile System, das sind die wahren Problemverursacher*innen, die mit Repression, Unterdrückung agieren, und alles klein halten.
Ich glaube, die Politik, unsere Regierung, hat Angst vor unserem Protest. Denn einmal losgelegt, verbreitet er sich schneller, als sie sehen können.
Umso wichtiger, zu mobilisieren und sich zu vernetzen. Die Menschen auf die Straße zu bringen, und sich raus aus ihrer passiven Rolle als Konsumentinnen zu bewegen und sich als aktiv gestaltende Person wahrzunehmen, die etwas bewegen kann! Und nicht machtlos politischen Entscheidungen ausgeliefert ist.
Deswegen: Lasst uns laut sein. Lasst uns noch lauter sein. Lasst uns vernetzen, mit Vereinen und migrantischen Gruppen, die es bereits gibt. Lasst uns in Vereinen eintreten, lasst uns weiterhin politisch sein, und uns unserer Stimme bewusst werden, und sie nutzen. Es gibt unzählige Vereine, es gibt unzählige Initiativen, wir müssen sie nur sehen und zu ihnen gehen. TogetherWeAreBremen ist aktivistisch für geflüchtete Menschen, deren Kinder keine Geburtsurkunden in Deutschland erhalten. Es gibt RefugeesforRefugees in Stuttgart. Die Karawane für Rechte für Flüchtende und Migrantinnen, Agisra e.V. ein Verein, der migrantische Frauen und Geflüchtete unterstützt und unzählige andere selbstorganisierte Gruppen.
Lasst uns auf die Straßen gehen, aus dem Gleichschritt ausbrechen und endlich unsere Stimmen nutzen!
Denn in einer Welt, in der Profit regiert ist solidarischer Widerstand umso wichtiger.
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