„Stell doch dein Schlagzeug auf den Bus!“

Die Band Feasco: Flix, JJ, Thommy und Rico (v.l.n.r.)

Feasco ist aktuell die Newcomerband aus Landau in der Pfalz: Die ersten drei Singles brachten bisher zusammen über 150.000 Streams bei Spotify. Im Gespräch zwischen dem Schlagzeuger Flix und der La-Uni ging es unter anderem darum, wer alles hinter dem Projekt steckt, was der Lockdown mit der jungen Band macht und wann es denn endlich Liveauftritte gibt.

[La-Uni]: Hey Flix! Du bist ja von der Band Feasco. Ich hoffe, man spricht es richtig aus, wenn man „Fiasko“ sagt – oder sagt man „Fiesko“?
[Feasco]: Weder noch. Man sagt tatsächlich „Feasko“.

„Feasko“, okay. Wie seid Ihr auf den Namen gekommen?
Also so ein Namensfindungsprozess bei einer Band ist echt schwer. Wir haben lange mit verschiedenen Buchstaben rumgespielt, wollten auf jeden Fall etwas Dreisilbiges und sind irgendwann auf Feasco gekommen. Dabei hatten wir irgendwie ein sehr gutes Gefühl. Das hat so das vermittelt, was wir mit dem Projekt vermitteln möchten. Es hat auch nichts mit Fiasko zu tun, obwohl da natürlich oft irgendeine Assoziation gebildet wird, aber die besteht nicht.

Ich habe da auch mehr an Durcheinander gedacht. Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Es gab in Landau die Band ease. und die haben einen neuen Schlagzeuger gesucht. Das war der Moment, als ich ins Spiel kam. Das war damals ein Facebook-Post und ease. haben auch schon viele coole Gigs gehabt, viel gespielt, sind gut rumgekommen – echt schon ne super nice Band gewesen, auch viele eigene Songs geschrieben. Und die wollten das ganze Projekt nochmal intensiver angehen, professioneller, auch mit Veröffentlichungen und und und. Dann haben sie diesen Post gemacht, auf den habe ich reagiert und dann sind wir in Kontakt getreten.
Zu der Zeit war ich grad mit meinem Bus auf Reisen. Ich war in Spanien, bin unterwegs nach Portugal gewesen und da haben wir dann ein Skype-Telefonat über anderthalb Stunden geführt, als ich am Strand gesessen habe. Wir haben gequatscht, ob wir überhaupt dieselben Ambitionen haben, ob das passt, wir uns menschlich verstehen und und und. Also so wie man das auf Skype eben rausfinden kann.

„Es hat direkt gepasst, musikalisch wie menschlich.“
Feasco harmonieren.

Ich habe den Boys dann damals ein paar Videos, ein paar Studioaufnahmen geschickt, damit sie schon so einen Überblick haben, was musikalisch so bei mir geht. Und daraufhin haben wir uns getroffen. Ich hab mein Schlagzeug mit in ihren Proberaum gebracht und wir haben zusammen gejammt. Es hat direkt gepasst, musikalisch wie menschlich. Und es hat uns allen super Bock gemacht. Wir haben gemeint – also sie haben gemeint: „Yo, wenn du Bock hast, dann lass uns das zusammen machen.“

Wer seid ihr?
Ich bin Flix, ich spiel Schlagzeug und sing Backing Vocals. Dann haben wir noch Rico. Rico spielt Bass. Er ist gerade im Referendariat und fertig mit dem Studium. Dann gibt’s noch Thommy. Thommy spielt Gitarre und singt Backing Vocals und – wahrscheinlich in der Zukunft – spielt er auch Synthesizer beim ein oder anderen Song. Thommy steht jetzt vor seiner Masterarbeit. Und dann ist JJ am Gesang und am Synthesizer, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni. Wir vier zusammen sind die Band Feasco. Da sind auch noch ganz viele andere Menschen mit im Boot.

Ihr habt ja auch schon drei Singles veröffentlicht, nämlich „Your Song“, „Electrified“ und „Colored Page“. Die kann man auch überall hören, wo es Musik gibt, bei Spotify, YouTube und so weiter. Plant Ihr ein Album?
Planen ist eine ganz schlechte Sache heutzutage. Würde niemandem empfehlen, irgendwas zu planen gerade.
Nein, tatsächlich nicht. Wir planen kein Album aktuell. Wir schließen es auch nicht aus, dass es ein Album geben wird, aber ist auf jeden Fall nicht unser Plan zurzeit. Gerade geht’s eher drum, dass wir Musik veröffentlichen, dass wir versuchen, möglichst viele Leute zu erreichen und das funktioniert am besten gerade über Singles.

Planen ist eine
ganz schlechte Sache
heutzutage.

Du hast gesagt, im Oktober 2019 war das Telefonat, also die Gründung sozusagen, das erste Kennenlernen. Und dann – das wissen wir ja alle – kam die Covid-19-Pandemie, das war 2020, ein paar Monate danach. Eure Singles sind auch alle im letzten Jahr erschienen. Ihr hattet also noch keine Auftritte, wenn ich das richtig sehe, oder?
Als Feasco hatten wir noch keine Auftritte. Wir hatten einige Auftritte geplant, nicht so viele für 2020, so sieben bis zehn maximal. Wir hätten am Bodensee auf einem Festival gespielt, in Aachen, in Mainz, beim Landauer Sommer, der Fête de la Musique, so Sachen. Das hat logischerweise alles nicht stattgefunden.

Du meintest eben, dass es im Moment schwierig ist, etwas zu planen, aber ich will trotzdem mal fragen, ob irgendwas geplant ist, falls es möglich ist, unter Vorbehalt oder wie auch immer?
Was ich sicher weiß: Sobald es Lockerungen geben wird, werden wir so viel Zeit wie möglich im Proberaum verbringen. Wir waren auch nicht unfleißig die letzten beiden Monate. JJ und Thommy sind wieder am Schreiben, ich verbring viel Zeit im Proberaum, jeder macht irgendwas und wenn wir wieder zusammenkommen, gibt’s sehr viele Sachen, die wir gemeinsam angehen, weil wir in der Regel auch sonst zusammen schreiben.
Wir haben einige Songs, die quasi fertig sind, mit denen wir nur noch ins Studio gehen müssen. Unser Studio ist in Frankreich und allgemein ist es nicht möglich gerade gemeinsam dorthin zu gehen.
Wenn das möglich ist, ist es unser Ziel, Musik zu veröffentlichen. Auf jeden Fall weiterzumachen und ja, irgendwie, den Spirit beizubehalten und die Reise weiter fortschreiten zu lassen. Sehen, was passiert.

Ihr wart nicht unfleißig in den letzten beiden Monaten, meintest du, ihr habt Songs geschrieben, nehme ich mal an, zumindest Ideen gehabt. Wie entstehen die Songs bei euch?
Das passiert ganz unterschiedlich. Wir haben Songs einfach teilweise durch Jams im Proberaum geschrieben, bei denen wir ne Viertelstunde gejammt haben und dann meinten: „Das war geil, das war geil“ – und dann drangearbeitet haben.
Erstmal ohne Text auf jeden Fall. JJ schreibt die Texte alle alleine. Da machen wir teilweise Kleinigkeiten, die wir noch ändern, bei denen andere Leute noch Ideen einbringen und so, aber da ist der Großteil von JJ. Teilweise kommt ich mit einem Drumbeat, den ich nice finde, auf dem wir dann aufbauen, teilweise kommt Thommy mit einem Riff oder Rico mit einer Bassline.  Aber auf jeden Fall schreiben wir die Songs zusammen. Man bringt Ideen mit und die werden dann umgesetzt. Das ist ein relativ langer Prozess, aber es hat sich für uns einfach bewährt, dass das am echtesten ist, am meisten von allen ist – und das Endergebnis dann auch passt.

So Jams sind ja im Moment gar nicht möglich – oder habt ihr da vielleicht irgendeine Lösung, dass ihr online was macht?
Nee, leider nicht. Das ist für uns einfach nicht möglich.

Das heißt, jeder schreibt für sich?
Genau. Aber im Prinzip sind ganz viele Ideen da, mit denen wir nicht großartig weitermachen können, weil wir nicht die Möglichkeit haben, in den Proberaum zu gehen. Das passiert bei uns auch super super viel über Stimmung einfach, über einen Vibe im Proberaum. Daraufhin entsteht der Text teilweise, der Drumbeat oder was auch immer – und über den Punkt kommen wir nicht hinaus gerade, ohne dass wir gemeinsam im Proberaum hocken.

Vibe ist ein gutes Stichwort. Ihr habt ja doch eine recht große Fanbase für eine so eine junge Band, würde ich mal behaupten, gerade auch bei Instagram. Welche Rolle spielt Instagram für euch? Ist das viel zusätzliche Arbeit?
Es ist auf jeden Fall viel Arbeit, aber Arbeit, die Spaß macht. Und die Rolle ist schon sehr groß, weil es einfach die Plattform zurzeit ist, auf der wir uns präsentieren können. Wir können nicht auf Bühnen stehen. Die einzige Bühne, die wir haben, ist gerade online. Und klar, bei uns gehört halt auch mehr dazu als nur Musik und das können wir dann gut auf Instagram teilen.
Also Paulski ist ja unser fünftes Bandmitglied, unser Fotograf. Und wir können seine Bilder teilen, die er von uns gemacht hat oder macht. Sowas ist halt gerade auch nicht möglich, wodurch es halt nochmal schwieriger ist, da Content zu kreieren, weil man da mit alten Bildern arbeiten muss oder mit was auch immer, aber es ist auf jeden Fall sehr wichtig – auch dass man diese Nähe hat und diese Authentizität.

Du meintest, Paulski ist Euer fünftes Bandmitglied. Arbeitet ihr mit ihm auch zusammen, was Videos anbelangt? Ihr habt ja schon professionelle Musikvideos.
Paulski ist eigentlich unser Fotograf, aber er gehört auch zu den kreativen Köpfen, die bei Feasco irgendwo eine Rolle spielen. Und Paul ist unser Mediengestalter, der die Logos entwirft, der manche Posts gestaltet hat.
Dann haben wir noch Bianca. Bianca macht Videos für uns, sie ist unsere Videografin. Und im Prinzip ist Paulski auch immer bei den Videos mit seinem Kopf und den Ideen dabei. Und mit Bianca machen wir auch die Konzepte für die Videos. Sie schneidet und filmt das. Und das letzte Video zu „Colored Page“ ist komplett von ihr, da waren wir auch gar nicht dabei. Sie ist sehr talentiert und mit Leidenschaft dabei. Sie hat alle drei Videos von uns gemacht.

Videos entstehen einmal spontan und dann aber auch geplanter. Ich würde mal behaupten, dass das Video zu „Your Song“ – da sitzt ihr so auf einem Bus, glaube ich – das ist wahrscheinlich ein bisschen geplanter entstanden.
Da muss ich dir widersprechen. Das Video war völlig ungeplant. Ich habe meinen Bus mit allem Equipment vollgepackt, wir sind in die Weinberge gefahren mit zwei Autos und wollten dort einfach ein paar Aufnahmen machen. Dann meinte Rico aus Spaß: „Stell doch dein Schlagzeug auf den Bus!“ Dann haben wir das Schlagzeug auf den Bus gestellt. Das war wirklich ohne Konzept.

„Stell doch dein Schlagzeug auf den Bus!“
– Feasco beim Videodreh.


Zu „Your Song“ gab‘s schon ein anderes Video vorher mit Homevideos, die wir von Freundinnen und Freunden gesammelt haben, die irgendwie auf den Song tanzen. Daraus wollten wir dann ein Video schneiden. Dann haben wir gemerkt, irgendwie passt das nicht so gut und wollten dann noch ein paar Aufnahmen von uns dazu machen, in denen wir spielen. Dafür sind wir dann gefahren, als es wieder Lockerungen gab.
Dann ist dieses Video entstanden und wir haben gemerkt, dass die Homevideos nicht mehr reinpassen. Dann sind wir mit Mäggi nochmal in die Weinberge gefahren und haben mit ihr noch ein paar Szenen gedreht, mit Bianca zusammen – und so ist das Video entstanden. Das war auch sehr viel Arbeit. Bianca hat da bestimmt 40 Stunden oder so reingesteckt. Enorm viel. Das war ohne Konzept, super spontan und im Endeffekt sieht‘s auf jeden Fall nicht danach aus. Ich glaube, das hat sie sehr gut hinbekommen.

Was sind eure musikalischen Vorbilder, falls ihr welche habt?
Eine Band, mit der wir uns sehr gut identifizieren können, was vielleicht auch auffällt, sind die Leoniden. Von denen sind wir alle sehr große Fans, schon seitdem es sie gibt. Und wir sind alle sehr geprägt von den Red Hot Chili Peppers, die wir alle sehr viel in unserer Jugend gehört haben oder auch heute noch hören. Wir bekommen da auch immer wieder die Rückmeldung, dass wir einen ähnlichen Sound haben. Das sind die beiden Bands mit dem größten Einfluss auf Feasco.

Feasco mit Videografin Bianca und Fotograf Paulski
– Das Projekt vereint viele kreative Menschen.

Den Einfluss hört man auch. Ansonsten ist noch die Frage offen, was die Zukunft bringt, aber ich denke, die könnt weder ihr noch sonst wer beantworten. Du hast ja schon viel gesagt: Ein Album ist erstmal nicht in Sicht, aber vielleicht der ein oder andere Auftritt, vielleicht auch online?
2020 war das keine Frage für uns. Das hat nicht zur Debatte gestanden, ob wir einen Livestream machen, weil wir das erste Konzert live und in Farbe und Präsenz haben wollten. Es geht um Tanzen, es geht um gute Laune und die Energie von der Bühne auf das Publikum zu übertragen, was unserer Meinung nach online nicht so gut funktioniert und gerade unsere Musik nicht die beste Musik für einen Livestream ist.

Nach drei Songs und über
hunderttausend Streams auf
Spotify haben wir noch
nie live gespielt.


Aber wir haben jetzt ein Jahr lang auch noch gar nichts gespielt und es wird realistischer und greifbarer, auch mal etwas online zu machen. Nach drei Songs und über hunderttausend Streams auf Spotify haben wir noch nie live gespielt. Die Leute wissen nur, wie wir im Studio klingen. Und das ist auch schade. Das möchten wir auch gerne ändern.
Auf jeden Fall wollen wir mit vielen Menschen weiterhin zusammenarbeiten, weiterhin neue Menschen kennenlernen und einfach gute Laune vermitteln und verbreiten. Das ist unser Plan für die Zukunft.


Das hier veröffentlichte Interview stellt einen überarbeiteten und gekürzten Auszug dar. Das vollständige Gespräch ist unter diesem Link einsehbar.

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Feasco im Sommer 2020 im Gloria: #RettetDasGloria


Bildrechte: Feasco/ Paul Schmitz

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